Metaller-KV: Mehr Geld und tiefe Narben

METALLER-KV - FORTS. VERHANDLUNGEN METALLTECHNISCHE INDUSTRIE
METALLER-KV - FORTS. VERHANDLUNGEN METALLTECHNISCHE INDUSTRIE(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Mit Mühe bringen die Metaller ihre Lohnverhandlungen über die Ziellinie. Was bleibt sind 3,46 Prozent mehr Geld für die Arbeitnehmer und jede Menge verbrannter Erde.

Wien. Am Sonntag um 20:37 Uhr war es endlich ausgestanden. Nach sieben Verhandlungsrunden haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Metallbranche die angespanntesten Lohnverhandlungen der vergangenen Jahre doch noch zu einem gütlichen Ende gebracht. Die für den heutigen Montag angesetzten Streiks wurden damit abgewendet. Und die 130.000 Beschäftigten der metalltechnischen Industrie werden rückwirkend ab November im Schnitt 3,46 Prozent – mindestens aber 80 Euro – mehr Lohn erhalten. Angesichts einer Inflationsrate von zwei Prozent ist das ein gutes Ergebnis für die Gewerkschaft, die mit einer Forderung von fünf Prozent in die Gespräche gegangen war. Über drei bzw. drei Prozent mehr Lohn gab es zuletzt in den Jahren 2011, 2013 und im Vorjahr. Die Arbeitgeber hatten zunächst nur knapp über zwei Prozent geboten.

Die traditionell wichtigsten Kollektivverhandlungen des Landes sind in den letzten Wochen zur Schlammschlacht degeneriert. Die Industrie warf der Gewerkschaft vor, die Lohnrunde als Bühne für ihre Kritik am Arbeitszeitgesetz der Regierung zu nutzen, das einen 12-Stunden-Tag und eine 60-Stunden-Woche ermöglicht. Erstmals seit 2011 setzte die Gewerkschaft auch auf Warnstreiks, um ihre Forderungen durchzubringen.

„Haben das Arbeitszeitgesetz korrigiert“

Und das ist ihr zumindest teilweise auch gelungen. Neben den Gehaltssteigerungen, die von drei bis 4,3 Prozent gestaffelt sind, werden die elfte und zwölfte Stunde am Tag künftig mit 100 Prozent Zuschlag abgegolten. Dasselbe gilt für die 51. bis 60. Stunde in der Woche. Zeitguthaben können auch in Form von ganzen Tagen (maximal drei Tage pro Halbjahr) verbraucht werden. Weiters gibt es künftig bei langen Tagesarbeitszeiten von mehr als zehn Stunden eine bezahlte Pause von mindestens zehn Minuten. „Wir konnten heute viele negative Auswirkungen des Arbeitszeitgesetzes der Regierung korrigieren“, sagte Arbeitnehmerverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE). Alles hat aber auch die Gewerkschaft nicht durchgebracht. Die sechste Urlaubswoche fehlt ebenso wie der erhoffte Kündigungsschutz.

Metaller-Abschl�sse seit 2014
Metaller-Abschl�sse seit 2014(c) APA

„Dieses Paket ist eine Anerkennung für die Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“, sagte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie. „Der Abschluss liegt angesichts der sich eintrübenden Konjunkturprognosen am oberen Limit.“
Auch Wimmer sprach von einem „ordentlichen und guten Ergebnis“. „Hohe Zuschläge in Geld oder Zeit, bezahlte Pausen und gesicherte Ansprüche bei der Gleitzeit sind konkrete Verbesserungen.“ Geht es nach ihm, sollten die Abschlüsse in den übrigen Metaller-Branchen gleich ausfallen. Zur Erinnerung: Seit sechs Jahren gibt es zum Missfallen der Gewerkschaft keine große „Metaller-Runde“ mehr. Die Kollektivverträge der sechs Branchen mit insgesamt 192.000 Beschäftigten werden getrennt verhandelt. Allerdings blieb die metalltechnische Industrie wesentlicher Indikator für die übrigen KV-Verhandlungen im Land.

„Anderer Kooperationsmodus“ gefragt

Was neben dem starken Lohnplus bleibt, ist aber jede Menge verbrannter Erde zwischen den beiden Sozialpartnern. Beide Seiten hatten während der Verhandlungen über ungewöhnlich viele Fouls des Gegenübers geklagt. „Die diesjährigen KV-Verhandlungen waren extrem schwierig und überschattet von der politischen Agenda der Gewerkschaften“, sagt Christian Knill. „Wir müssen hier in einen anderen Kooperationsmodus kommen.“ Auch die Arbeitnehmerseite ist sich bewusst, dass die Verhandlungen Narben hinterlassen haben. Es werde wohl eine Zeit brauchen, bis sich alle Beteiligten wieder in die Augen sehen können.

("Die Presse", Printausgabe vom 19.11.2018)

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