Metaller-Gewerkschaft: "Schneepflug für andere Branchen"

METALLER-KV - FORTS. VERHANDLUNGEN METALLTECHNISCHE INDUSTRIE
METALLER-KV - FORTS. VERHANDLUNGEN METALLTECHNISCHE INDUSTRIEAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die Arbeitnehmer sind auf den Verhandlungsabschluss mit Löhnerhöhungen bis zu 4,3 Prozent und den Verbesserungen im Rahmenrecht stolz. Die Arbeitgeber wollen "solche Verhandlungen nicht jedes Jahr".

Der am Sonntagabend erzielte Lohnabschluss für die Metalltechnische Industrie sei für die Arbeitgeberseite "akzeptabel, aber am oberen Limit", sagte Sprecher der Arbeitgeberverhandler, Christian Knill. Für Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf ist es "ein sehr hoher Abschluss" und "hart an der Grenze dessen, was die Betriebe verkraften können". Arbeitnehmerverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) "ist stolz". "Wir wollten Druck erzeugen und es ist uns gelungen, damit Bewegung in die Verhandlungen zu bringen", so Wimmer im "Ö1-Morgenjournal". Besonders die kleinen Einkommen der Arbeitnehmer wurden mit einer Erhöhung von 4,3 Prozent "in den Vordergrund gebracht".

Im Rahmenrecht, so Wimmer, sei "ebenfalls einiges gelungen". Der Metallerabschluss könne der "Schneepflug für andere Branchen" sein. "Besonders den hohen Zuschlag für die 11. und 12. Arbeitsstunde mit 100 Prozent wollte wir haben. Denn wenn wir schon gezwungen werden mehr zu arbeiten, sollte sich das auswirken". Die Arbeitgeber stellten in einer Aussendung am Nachmittag klar, dass im Rahmen der gleitenden Arbeitszeit wie bisher keine Zuschläge gebühren, auch nicht nach der Ausweitung der Tageshöchstarbeitszeit auf 12 Stunden. Der Überstundenzuschlag bei 11. und 12. sowie die 51. – 60. Arbeitsstunde bei Gleitzeit wird also erst ab Anordnung nach dem Ende der Normalarbeitszeit fällig. 

Der Abschluss der Metaller ist für die nachfolgenden Verhandlungsrunden, vor allem für den Handel,  stets richtungsweisend.

"Verhältnis deutlich abgekühlt"

Der leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz zeigte sich zufrieden mit der Einigung, die Lohnerhöhungen zwischen 3,0 und 4,3 Prozent vorsieht. Achitz begründete den hohen Abschluss damit, dass man einen Ausgleich habe finden müssen für das neue Arbeitszeitgesetz. "All das war notwendig, weil es der Gesetzgeber eben nicht getan hat."

Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf kritisierte in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum", dass "eine Vermischung stattgefunden hat zwischen dem, was Regierung und Parlament beschlossen haben an Arbeitszeitregelung und den Arbeitnehmervertretern nicht gefallen hat" und dass die Unternehmen von Warnstreiks betroffen gewesen seien.

Knill will solche Verhandlungen wie heuer nicht jedes Jahr führen. Er schlägt unter dem Schlagwort KV 4.0 eine andere Verhandlungsmethode vor. Ein mehrjähriger Abschluss hätte beispielsweise den Vorteil einer besseren Planbarkeit für die Betriebe. Überhaupt sieht Knill durch das Vorgehen der Gewerkschaft "das Verhältnis der Sozialpartner deutlich abgekühlt". Die Arbeitnehmer hätten die Verhandlungen für politische Kampagnen missbraucht.

Ob sich die Verteuerung der 11. und 12. Arbeitsstunde durch den Zuschlag von 100 Prozent überhaupt noch rechne, müsse jedes Unternehmen für sich entscheiden.

>>> Bericht im "Ö1-Morgenjournal"

(APA/red.)

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