Eine Berechnung der Denkfabrik Agenda Austria zeigt, dass den Arbeitnehmern im Schnitt nur ein Lohnplus von 2,8 Prozent bleibt. Die Rufe nach einer Abschaffung der Kalten Progression werden nun wieder lauter.
Die Metaller haben sich nach sieben Verhandlungsrunden auf deutliche Lohnerhöhungen für die Beschäftigten in der Industrie geeinigt. Demnach wird es eine durchschnittliche Entgelterhöhung von 3,46 Prozent geben, wobei die untersten Einkommen um 80 Euro oder 4,3 Prozent zulegen werden. Das betrifft allerdings nur die Bruttolöhne. Netto schaut die Sache anders aus: "Ein solcher Abschluss bringt einem Arbeiter mit Durchschnittslohn nur 2,8 Prozent mehr netto am Lohnzettel", darauf macht die Agenda Austria in einer Berechnung aufmerksam.

Großer Gewinner der Lohnerhöhung sei der Staat, kritisiert die Agenda. Steuern und Abgaben würden nämlich um 4,2 Prozent zulegen.
Daher werden wieder Rufe nach einer Abschaffung der kalten Progression laut. Metaller-Mitverhandler Stefan Ehrlich-Adam (EVVA-Geschäftsführer) nahm die Bundesregierung in die Pflicht: "Es liegt auch an der Bundesregierung, ihren Anteil zu leisten, dass die Arbeitskosten in unserem Land nicht weiter steigen. Wir brauchen eine Reduktion der Lohnnebenkosten." Dass sich die Lohnspirale über die Kalte Progression nach oben drehe, müsse beendet werden. "Vom heutigen Abschluss profitiert auch der Finanzminister sehr stark." Es müsse künftig "mehr Netto vom Brutto übrigbleiben".
Sepp Schellhorn: "Dramatische Entwicklung"
Auch Tourismusunternehmer und Neos-Abgeordneter Sepp Schellhorn kritisierte, dass wegen der hohen Steuerbelastung nur ein geringer Teil des nun vereinbarten Mehraufwandes für die Unternehmer auch bei den Arbeitnehmern ankommen werde. Die Kalte Progression sei eine "große Katastrophe", sagte Schellhorn. Auf die Tourismusbranche umgelegt wäre ein Abschluss in dieser Höhe eine "dramatische Entwicklung".
Auch Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf sprach sich für eine frühere Abschaffung der kalten Progression aus. Die Arbeitgebervertreter bei den Metallern hatten die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung nach der KV-Einigung ebenfalls dazu aufgerufen, für eine Reduktion der Lohnnebenkosten zu sorgen und die kalte Progression zu beenden.
(APA/red.)