Die Bildungsmilliarden des Michael Bloomberg

Tritt er 2020 gegen Donald Trump an? Michael Bloomberg ist derzeit ein fleißiger Wohltäter.
Tritt er 2020 gegen Donald Trump an? Michael Bloomberg ist derzeit ein fleißiger Wohltäter.REUTERS
  • Drucken

Der Unternehmer und ehemalige Bürgermeister von New York spekuliert mit einer Präsidentschaftskandidatur – und lässt der Johns Hopkins Uni 1,8 Mrd. Dollar zukommen. Er will Ärmeren das Studium an Eliteunis ermöglichen.

New York. Für US-Akademiker ist es durchaus üblich, der Alma Mater regelmäßig Spenden zukommen zu lassen. In der Regel ein paar tausend Dollar, besonders Wohlhabende geben manchmal auch ein paar Millionen. Nun setzt der Multimilliardär Michael Bloomberg neue Maßstäbe. Er überweist der bei Washington angesiedelten Johns Hopkins University 1,8 Milliarden Dollar. Die Auswirkungen seien „atemberaubend“ sagte Ronald Daniels, der Präsident der Universität.

Das Geld solle ausschließlich für Stipendien verwendet werden, ließ Bloomberg selbst wissen. Es könne nicht länger angehen, dass reiche Teenager bei der Auswahl der Eliteunis deutlich bessere Karten haben. Es gehe um den „amerikanischen Traum“, nämlich „die Idee, dass jede Person, von jeder Community, die Chance hat, bei guter Leistung aufzusteigen.“ Es ist ein Mantra, dass Bloomberg auch in seiner Firma, dem gleichnamigen Finanzdienstleister, predigt: Leistung über alles. Von Schmeicheleien oder dem Aufstieg dank guter Beziehungen hält der 76-Jährige nichts.

Der Zeitpunkt für die Rekordspende scheint keineswegs zufällig gewählt. Bloomberg schaltete sich zuletzt vermehrt in das politische Geschehen in den USA ein. Im Vorfeld der Kongresswahlen ließ er den Demokraten 110 Millionen Dollar zukommen und trug dazu bei, dass sie die Mehrheit im Abgeordnetenhaus zurückholten. Tatsächlich spekuliert der frühere Bürgermeister New Yorks mit einer Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2020. Donald Trump ist ihm seit eh und je ein Dorn im Auge. Bereits 2016 überlegte Bloomberg, als unabhängiger Kandidat gegen ihn anzutreten, entschied sich aber dagegen.

Abschluss mit Kreditschulden

Mit der Überweisung an die Johns Hopkins Uni, die über eine Art Stiftung alle Spenden verwaltet, wächst diese Stiftung nun auf rund sechs Milliarden Dollar an. Da das Geld Bloombergs spezifisch für Kandidaten aus Familien unterer Einkommensschichten verwendet werden soll, sagen ihm Analysten bei einer Kandidatur 2020 hohe Zustimmung unter Latinos und anderen Minderheiten voraus. Es gebe keinen Konnex zwischen der Spende und Bloombergs politischen Ambitionen, ließ ein Sprecher des Milliardärs verlauten.

Jedenfalls löst Bloomberg einmal mehr eine Bildungsdebatte in den USA aus. Die Gebühren an Eliteunis wie Harvard belaufen sich auf rund 50.000 Dollar pro Jahr. Viele Absolventen verlassen die Bildungseinrichtungen mit hohen Kreditschulden. Gleichzeitig behaupten die meisten Unis, ausreichend Stipendien für bedürftige Kandidaten zur Verfügung zu stellen. An Geld dafür sollte es eigentlich nicht mangeln. Harvard beispielsweise sitzt auf einem Vermögen von 36 Milliarden Dollar.

Allerdings – und hier schließt sich der Kreis – bevorzugen viele Unis insgeheim trotzdem Studenten aus reichen Familien, weil diese der Institution wiederum höhere Spenden zukommen lassen. Das Thema Bildung wird jedenfalls ein zentrales sein, wenn Bloomberg 2020 antreten sollte. Hinter den Kulissen sprechen sich viele Demokraten für seine Kandidatur aus. Mit dem Geschäftsmann, einem ehemaligen Republikaner, könnte man den Konservativen wichtige Stimmen streitig machen, so das Kalkül.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der twitternde Donald Trump bringen Börsen durcheinander
Geld & Finanzen

Twitternder Trump schickt Börsen auf die Achterbahn

Der dienstägige Kurssturz an den US-Börsen hat seine Ursache in einem Fake-Tweet des US-Präsidenten.
Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel beim deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin.
Außenpolitik

„Forbes“ kürte Merkel erneut zur mächtigsten Frau des Jahres

Die deutsche Bundeskanzlerin kommt bei der Wahl des US-Magazins zum achten Mal in Folge auf Platz eins. Auf Platz zwei folgt die britische Premierministerin Theresa May.
„Licht ins Dunkel“ am Heiligen Abend im ORF-Fernsehen
premium

Was man beim Spenden beachten muss

Die steuerliche Absetzbarkeit sollte Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen erleichtern. Aber sie sind nicht alle absetzbar, die Tücken stecken im Detail.
Die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden spielt eine immer größere Rolle. Rund eine Million Österreicher haben demnach heuer von der Absetzmöglichkeit Gebrauch gemacht.
Datenübermittlung

Wie der Staat den Österreichern das Spenden erschwert

Die Österreicher spenden so eifrig wie noch nie. Wollen sie es aber von der Steuer abschreiben, gibt sich der Staat ziemlich ungemütlich. Und wenn die Spendenorganisation nicht mitspielt, geht gar nichts.
THEMENBILD: WINTERSPORT / SKIFAHREN / BERGE
Österreich

Österreich in weltweitem Wohlstandsranking auf Rang 10

In einer Rangliste des WEF, in dem auch Faktoren wie Klimaschutz und Ungleichheit berücksichtigt wurden, liegt Österreich vor Deutschland auf dem zehnten Platz.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.