Der Unternehmer und ehemalige Bürgermeister von New York spekuliert mit einer Präsidentschaftskandidatur – und lässt der Johns Hopkins Uni 1,8 Mrd. Dollar zukommen. Er will Ärmeren das Studium an Eliteunis ermöglichen.
New York. Für US-Akademiker ist es durchaus üblich, der Alma Mater regelmäßig Spenden zukommen zu lassen. In der Regel ein paar tausend Dollar, besonders Wohlhabende geben manchmal auch ein paar Millionen. Nun setzt der Multimilliardär Michael Bloomberg neue Maßstäbe. Er überweist der bei Washington angesiedelten Johns Hopkins University 1,8 Milliarden Dollar. Die Auswirkungen seien „atemberaubend“ sagte Ronald Daniels, der Präsident der Universität.
Das Geld solle ausschließlich für Stipendien verwendet werden, ließ Bloomberg selbst wissen. Es könne nicht länger angehen, dass reiche Teenager bei der Auswahl der Eliteunis deutlich bessere Karten haben. Es gehe um den „amerikanischen Traum“, nämlich „die Idee, dass jede Person, von jeder Community, die Chance hat, bei guter Leistung aufzusteigen.“ Es ist ein Mantra, dass Bloomberg auch in seiner Firma, dem gleichnamigen Finanzdienstleister, predigt: Leistung über alles. Von Schmeicheleien oder dem Aufstieg dank guter Beziehungen hält der 76-Jährige nichts.
Der Zeitpunkt für die Rekordspende scheint keineswegs zufällig gewählt. Bloomberg schaltete sich zuletzt vermehrt in das politische Geschehen in den USA ein. Im Vorfeld der Kongresswahlen ließ er den Demokraten 110 Millionen Dollar zukommen und trug dazu bei, dass sie die Mehrheit im Abgeordnetenhaus zurückholten. Tatsächlich spekuliert der frühere Bürgermeister New Yorks mit einer Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2020. Donald Trump ist ihm seit eh und je ein Dorn im Auge. Bereits 2016 überlegte Bloomberg, als unabhängiger Kandidat gegen ihn anzutreten, entschied sich aber dagegen.
Abschluss mit Kreditschulden
Mit der Überweisung an die Johns Hopkins Uni, die über eine Art Stiftung alle Spenden verwaltet, wächst diese Stiftung nun auf rund sechs Milliarden Dollar an. Da das Geld Bloombergs spezifisch für Kandidaten aus Familien unterer Einkommensschichten verwendet werden soll, sagen ihm Analysten bei einer Kandidatur 2020 hohe Zustimmung unter Latinos und anderen Minderheiten voraus. Es gebe keinen Konnex zwischen der Spende und Bloombergs politischen Ambitionen, ließ ein Sprecher des Milliardärs verlauten.
Jedenfalls löst Bloomberg einmal mehr eine Bildungsdebatte in den USA aus. Die Gebühren an Eliteunis wie Harvard belaufen sich auf rund 50.000 Dollar pro Jahr. Viele Absolventen verlassen die Bildungseinrichtungen mit hohen Kreditschulden. Gleichzeitig behaupten die meisten Unis, ausreichend Stipendien für bedürftige Kandidaten zur Verfügung zu stellen. An Geld dafür sollte es eigentlich nicht mangeln. Harvard beispielsweise sitzt auf einem Vermögen von 36 Milliarden Dollar.
Allerdings – und hier schließt sich der Kreis – bevorzugen viele Unis insgeheim trotzdem Studenten aus reichen Familien, weil diese der Institution wiederum höhere Spenden zukommen lassen. Das Thema Bildung wird jedenfalls ein zentrales sein, wenn Bloomberg 2020 antreten sollte. Hinter den Kulissen sprechen sich viele Demokraten für seine Kandidatur aus. Mit dem Geschäftsmann, einem ehemaligen Republikaner, könnte man den Konservativen wichtige Stimmen streitig machen, so das Kalkül.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2018)