Die CIA vermutet den saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman als Auftraggeber hinter dem Mord an dem Journalisten. Außenminister Adel al-Jubeir weist das als falsch zurück. Frankreich plant - nach deutschem Vorbild - Sanktionen.
Saudiarabien wehrt sich gegen Vorwürfe, Kronprinz Mohammed bin Salman habe den Mord an dem regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet. Außenminister Adel al-Jubeir wies diese Darstellung in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der heimischen Zeitung "Al Sharq Al Awsat" als falsch zurück.
Es ist die erste Stellungnahme der Regierung zu Medieninformationen, wonach der US-Geheimdienst CIA den Kronprinzen für den Auftraggeber des Mordes hält. Der Minister warnte zugleich vor Versuchen, den König oder den Kronprinzen zu beschädigen. Damit würde eine rote Linie überschritten. Dies werde sein Land nicht zulassen. Al-Jubeir ergänzte, die Bewertung der CIA sei bisher noch nicht offiziell vorgelegt worden. Die genannten Vorwürfe basierten auf Einschätzungen und nicht auf überzeugenden Beweisen.
Trump in Bedrängnis
US-Präsident Donald Trump hatte es jüngst zwar als "möglich" bezeichnet, dass die CIA den Kronprinzen beschuldige. Zugleich sprach er aber von einer "sehr voreiligen" Schlussfolgerung. Der vollständige CIA-Bericht werde ihm erst an diesem Dienstag vorgelegt.
Khashoggi war Anfang Oktober verschwunden, als er im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul Unterlagen für seine Hochzeit abholen wollte. Erst nach langem Zögern räumte Saudiarabien ein, dass der Journalist getötet worden sei. Sein Leichnam bleibt verschwunden. Die saudische Staatsanwaltschaft fordert für fünf Beschuldigte die Todesstrafe.
Der Fall sorgt international für Empörung. Aus Kreisen des saudischen Königshauses verlautete, mehrere Mitglieder der Königsfamilie versuchten zu verhindern, dass der Kronprinz nach dem Tod seines 82-jährigen Vaters den Thron besteigt. Stattdessen diskutierten sie die Möglichkeit, dass Prinz Ahmed bin Abdulaziz, der 76-jährige Bruder von König Salman, dessen Nachfolger werde.
Nach Berlin plant auch Paris Sanktionen
Nach Deutschland plant auch der enge EU-Partner Frankreich Strafmaßnahmen gegen Saudiarabien. "Wir arbeiten derzeit mit Deutschland zusammen", sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Montagabend im Sender Europe 1. "Wir stimmen mit ihnen (Deutschland) überein, und wir werden unsererseits sehr rasch über eine gewisse Zahl von Sanktionen entscheiden", sagte der Außenamtschef.
Sieben Wochen nach der Tötung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hatte Deutschland mit 18 Einreiseverboten für saudische Tatverdächtige und einem vollständigen Rüstungsexportstopp reagiert. Le Drian sagte, man müsse über Sanktionen hinausgehen: "Die gesamte Wahrheit muss bekannt werden", forderte er. Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten Kunden der französischen Rüstungsindustrie und hat ihr im vergangenen Jahr nach offiziellen Angaben Waffen im Wert von 1,38 Milliarden Euro abgekauft.
(APA/Reuters)