Der saudische Kronprinz verreist erstmals seit Khashoggis Tod

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman geht auf Reisen.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman geht auf Reisen.APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Mohammed bin Salman reist zu den verbündeten Nachbarn - hauptsächlich wegen des Jemen-Krieges. Eine Website hat erstmals Zitate vom türkischen Tonband der Khashoggi-Tötung veröffentlicht.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wird Ende der Woche erstmals seit der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi ins Ausland reisen. Von Freitag an besuche der Thronfolger die engen Verbündeten der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten, bevor er zum G-20-Gipfel nach Argentinien fliegen wird, hieß es am Dienstag aus diplomatischen Kreisen in Riad.

Auf der Agenda stünden demnach Gespräche über den Krieg im Jemen, den Kampf gegen den Terror und die Stärkung der bilateralen Beziehungen mit den Verbündeten.

Mohammed bin Salman steht unter Verdacht, Drahtzieher des Mordes an Khashoggi gewesen zu sein. Der im US-Exil lebende Regierungskritiker war Anfang Oktober im Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul umgebracht worden. Saudiarabien räumte die Tat ein, bestreitet aber jede Verbindung zum Kronprinzen.

US-Medien berichteten hingegen, der Auslandsgeheimdienst CIA sei zu der Einschätzung gelangt, der Thronfolger selbst habe die Tötung Khashoggis angeordnet. Präsident Donald Trump kündigte einen "umfassenden Bericht" an, der bis Dienstag vorliegen soll.

In Buenos Aires kommen am 30. November und 1. Dezember die Staats- und Regierungschefs der G-20-Staaten zusammen. Der 33 Jahre alte Kronprinz gilt als starker Mann Saudiarabiens. Sein Vater, der 82 Jahre alte König Salman, reist nur noch selten ins Ausland.

Tonband-Zitate veröffentlicht

Sieben Wochen nach dem Mord an Khashoggi hat eine türkische Webseite die ersten Zitate aus den türkischen Aufnahmen von der Tat veröffentlicht. Auf den Bändern sei zu hören, wie Khashoggi ruft: "Lass meinen Arm los, was denken Sie, was Sie da tun", heißt es in dem Bericht des Mediums "Habertürk".

Diesen griff die große Zeitung "Hürriyet" am Dienstag auf. "Habertürk" berief sich auf Quellen aus Sicherheitskreisen. Türkischen Quellen zufolge soll ein aus Saudiarabien angereistes 15-köpfiges Spezialkommando Khashoggi getötet und seine Leiche beseitigt haben.

Dem Medienbericht zufolge dokumentieren die Tonaufnahmen zunächst eine sieben Minuten lange Auseinandersetzung zwischen Khashoggi und vier Angreifern. Den Bändern zufolge sei Khashoggi dann in einen anderen Bereich des Hauses, die "Abteilung B", gebracht worden - eine Version, die früheren Darstellungen widerspricht, wonach Khashoggi bereits kurz nach Betreten des Hauses tot gewesen sein soll.

Zwei Stunden lange Unterbrechung der Aufnahme

Eine zweite Aufnahme aus diesem Teil des Hauses sei vier Minuten lang, berichten "Habertürk" und "Hürriyet" weiter. Zu hören sei nun eine weitere verbale Auseinandersetzung mit Khashoggi, aber auch die Geräusche eines Kampfes, dann die von "Schlägen" und "Folter". Die Aufnahmen seien aber auch fast zwei Stunden lang unterbrochen worden, vermutlich von Störgeräten der Saudis.

Insgesamt seien die Stimmen von sieben Männern zu hören. Türkischen Sicherheitsquellen zufolge, so heißt es weiter, sei einer der Sprecher als Mahir Mutrib identifiziert worden. Er soll gesagt haben: "Verräter. Du wirst zur Rechenschaft gezogen werden." Das Stimmprofil wurde laut "Hürriyet" mit Stimmproben verglichen, die bei der Einreise des Mannes von Grenzbeamten aufgenommen worden seien. US-amerikanische Medien hatten Mutrib als regelmäßigen Begleiter des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman identifiziert.

Mutribs Stimme sei auch in 19 Telefongesprächen mit Saudi-Arabien zu hören. Vier dieser Gespräche seien mit dem persönlichen Berater des Kronprinzen, Saud al-Kahtani, geführt worden. Das US-Finanzministerium hatte vergangene Woche erklärt, die Operation zur Tötung Khashoggis sei von Mutrib koordiniert worden.

(APA/dpa)

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