Fall Ghosn: Frankreich will Allianz aus Renault und Nissan erhalten

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Japan-Nissan-Renault-Mitsubishi-AUTO-GhosnAPA/AFP/TOSHIFUMI KITAMURA
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Die Stabilität von Renault habe Vorrang, sagte Wirtschaftsminister Le Maire. Nissan dagegen stellt das Bündnis in Frage.

Nach der Festnahme von Auto-Boss Carlos Ghosn bemüht sich Frankreich um den Fortbestand der Allianz aus Renault und Nissan. Die Partnerschaft der beiden Autobauer sei im Interesse von Frankreich und Japan sowie der beiden Unternehmen, sagte Finanzminister Bruno Le Maire am Dienstag dem französischen Sender "Info radio". Er kündigte Gespräche mit der japanischen Seite über das Thema an.

Vorrang habe für Frankreich die Stabilität von Renault. Ghosn sei derzeit nicht in der Lage, das Unternehmen zu führen. Er habe die französischen Steuerbehörden gebeten, sich den Fall anzusehen. Der französische Staat ist mit 15 Prozent an Renault beteiligt, der seinerseits 43,4 Prozent an Nissan hält. Renault kündigte für den Dienstagnachmittag eine Board-Sitzung an. Insidern zufolge sollen dabei Ghosns Aufgaben provisorisch neu verteilt werden.

Mitsubishi stellt Bündnis infrage

Mitsubishi hat indes das geplante Bündnis mit Nissan und Renault infrage gestellt. Die Allianz werde ohne den derzeit inhaftierten Renault-Chef schwer zu managen sein, sagte Mitsubishi-Chef Osamu Masuko am Dienstag. Der Verwaltungsrat werde sich wohl in der kommenden Woche mit der Angelegenheit befassen.

Die Finanzaffäre um Ghosn lastete auf den asiatischen Börsen. Die Papiere von Nissan fielen um 4,09 Prozent. Aktien des Autobauers Mitsubishi Motors, dessen Präsident der Spitzenmanager ist, verloren sogar 6,85 Prozent

Carlos Ghosn war am Vortag in Japan unter dem Verdacht der Veruntreuung von Firmengeldern festgenommen worden. Bei monatelangen Untersuchungen sei herausgekommen, dass der 64-Jährige Verwaltungsratschef von Nissan Firmengelder für private Zwecke verwendet und über Jahre zu niedrige Angaben zu seinem Einkommen gemacht habe. Ghosn ist weltweit einer der einflussreichsten Automanager. Er gilt als Architekt der Allianz aus Renault und Nissan, zu der auch der japanische Autobauer Mitsubishi gehört. Experten befürchten, die Allianz könnte auseinanderfallen, wenn Ghosn nicht mehr die Fäden in der Hand hält.

(APA/Reuters)

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