Gewalt gegen Frauen: Ein neues Frauenhaus und selbstbewusste Opfer

Junge dunkelhaarige Frau zusammengekauert wehrt haeusliche Gewalt mit Haenden ab Symbolbild Haeuslic
Junge dunkelhaarige Frau zusammengekauert wehrt haeusliche Gewalt mit Haenden ab Symbolbild Haeuslicimago/Michael Eichhammer
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Wien baut ein fünftes Frauenhaus. Staatssekretärin Edtstadler arbeitet an höheren Strafen und will Opfer so stärken, dass sie sich wehren können. Die SPÖ kritisiert Kürzungen im Frauen-Budget.

Wien bekommt ein fünftes Frauenhaus. 50 zusätzliche Plätze für Frauen, die von Gewalt betroffen oder gar an Leib und Leben bedroht sind, werden dort Schutz finden, kündigte Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) am Mittwoch in einer Pressekonferenz an. Der Baubeginn wird 2020 erfolgen, die Eröffnung ist für 2022 vorgesehen. Außerdem startet die Stadt kommende eine Kampagne gegen Gewaltbagatellisierung.

"Es braucht ein fünftes Haus, damit wir weiterhin alle Frauen aufnehmen können", verwies Andrea Brem, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Frauenhäuser, auf die wachsende Stadt, aber auch auf alarmierende Zahlen in Zusammenhang mit Gewaltdelikten gegen Frauen. Laut jüngster Statistik des Bundeskriminalamts für das Jahr 2017, wurden in Österreich 34 Frauen ermordet. Außerdem wurde eine gestiegene Anzahl von Anzeigen wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs registriert.

Die Wiener Frauenhäuser feiern dieser Tage ihr vierzigjähriges Bestehen. 175 Plätze, verteilt auf vier Häuser, gibt es derzeit. Aus Sicherheitsgründen werden die Standorte nicht öffentlich gemacht. Dazu kommen noch 54 Übergangswohnungen für Betroffene, die zwar nicht mehr das absolute Sicherheitsnetz eines Frauenhauses bedürfen, aber noch nicht wieder auf eigenen Beinen stehen können. Mit dem fünften Haus werden weitere 50 Plätze geschaffen, wobei jede Bewohnerin ihr eigenes Zimmer haben wird und es zudem Therapie- und Spielräume für die Kinder geben wird, wie Brem ankündigte.

Edtstadler: Selbstbewusste Opfer

Die veröffentlichen Zahlen des Bundeskriminalamts und die internationale Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen", die am 25. November startet, nahmen auch andere Politikerinnen zum Anlass, sich zu dem Thema zu äußern. Karoline Edtstadler (ÖVP), Staatssekretärin im Innenministerium, bekräftigte im Ö1-"Morgenjournal" am Mittwoch, dass die im Februar angekündigte Task Force Strafrecht mit Hochdruck an strengeren Strafen und an der Opferstärkung arbeite. Es ginge auch darum, "die Täter-Opfer-Umkehr aus der Gesellschaft zu bringen", sagte Edtstadler.

"Das Opfer muss so selbstbewusst sein, dass es sich auch wehrt", sagte die Staatssekretärin. Angesprochen auf Fälle, in denen die Wegweisung eines Täters nicht ausreiche, bejahte Edtstadler, dass es diese gebe. Für eine etwaige U-Haft sei aber wesentlich, dass die Strafverfolgungsbehörden alle Infos vor Augen habe.

> > > Karoline Edstadler im "Presse"-Interview

SPÖ kritisiert Kürzungen im Frauen-Budget

Mit Kritik auf die Forderung nach mehr Selbstbewusstsein von Edstadler reagierte SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek. Dies lasse jedes Wissen über die Auswirkungen von Gewalt und jegliche Sensibilität vermissen, so Heinisch-Hosek, die zugleich mehr Präventionsmaßnahmen einforderte. Sie kritisierte ebenso das gekürzte Förderbudget des Frauenministeriums für 2018, dass sich um 179.000 Euro verringert habe. 2019 würden weitere 230.000 Euro gestrichen.

Auch die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig appellierte am Mittwoch "an alle politisch Verantwortlichen, dass man das gesamte, umfassende Paket nicht schwächt, sondern stärkt", so die SPÖ-Politikerin. Der Gewaltschutz in Österreich sei gut aufgestellt, es gelte, das gesamte Angebot zu erhalten und nachhaltig abzusichern, sprach sie sich gegen Kürzungen in diesem Bereich aus. In Niederösterreich gibt es vier Gewaltschutzzentren, zehn Frauenberatungsstellen, sechs Frauenhäuser, Hotlines (österreichweite Helpline unter 0800 222 555, NÖ Frauentelefon unter 0800 800 810), sechs Notwohnungen und "Hilfe für Helfende" wie Ärzte oder Pfleger.

(APA)

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