Wien führt ab 2020 elektronischen Impfpass ein

Will mit dem E-Impfpass Doppelimpfungen vermeiden: Stadtrat Peter Hacker.
Will mit dem E-Impfpass Doppelimpfungen vermeiden: Stadtrat Peter Hacker.Luiza Puiu
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Im Zuge des Pilotprojekts soll vor allem die Durchimpfungsrate erhöht werden.

Wien. Eine langjährige Forderung von Gesundheitsökonomen und Impfexperten wird ab 2020 umgesetzt – der klassische Impfpass (Gesundheitspass) in Papierform wird dann in Wien von einem elektronischen System ersetzt.

Ziel der Maßnahme ist es, durch regelmäßige Erinnerungen die Durchimpfungsrate zu erhöhen, Doppelimpfungen zu vermeiden und eine bessere Reaktionsfähigkeit im Pandemiefall zu gewährleisten. Realisiert wird der E-Impfpass im Zuge der elektronischen Gesundheitsakte ELGA.

„Wenn geimpft wird, merkt sich das das System und es entsteht eine Evidenz über fehlende Impfungen. Das sind die guten Seiten der Digitalisierung“, sagt der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Wien ist eines der Pilot-Bundesländer bei der Umsetzung des elektronischen Impfpasses.“

Ab 2021 in ganz Österreich

2019 sollen die notwendigen Systeme implementiert werden, und zwar zunächst bei Allgemeinmedizinern, Kinderärzten und Amtsärzten. Angewendet wird der virtuelle Impfpass dann ab 2020 – neben Wien auch in Niederösterreich und der Steiermark.

„Wir erwarten uns dadurch eine deutliche Steigerung der Durchimpfungsrate bei für die öffentliche Gesundheit wichtigen Impfungen“, sagt Hacker. Der elektronische Pass soll auch helfen, Doppelimpfungen zu vermeiden – da mit einem Klick der aktuelle Stand der Impfungen abgerufen werden könne.

Auch Thomas Szekeres, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer, begrüßt die Einführung des E-Impfpasses. Dieser bedeute ein „Plus an Qualität in der Gesundheitsversorgung und mehr Service für Patienten sowie auch für die Ärzteschaft“.

Die Pilotphase beginnt Hacker zufolge im Zuge des Kinderimpfkonzeptes mit Kindern bis sechs Jahren bzw. dem Schuleintritt. Dadurch soll es möglich sein, bald einen ersten Bevölkerungsjahrgang vollständig elektronisch zu dokumentieren.

Der Vollbetrieb in ganz Österreich ist für 2021 geplant. Die lange Vorlaufzeit sei nicht zuletzt aufgrund der zu gewährleistenden Datensicherheit nötig. Der E-Impfpass wird mit einem zentralen Impfregister umgesetzt und die bestehenden Systeme der Landessanitätsdirektionen werden an dieses angebunden.

„Keine einheitliche Umsetzung“

Fachleute hatten in der Vergangenheit wiederholt „Impfhindernisse“ in Österreich beklagt – darunter vor allem das Fehlen eines elektronischen Impfpasses. So wurde beispielsweise argumentiert, dass in Österreich vergangenes Jahr allein an den durch die Impfung zuverlässig verhinderbaren Masern 95 Menschen, am ebenfalls verhinderbaren Keuchhusten mehr als 1400 Menschen erkrankt sind.

„Wir haben mit dem Impfplan Österreich einen jedes Jahr aktualisierten klaren Plan, wer geimpft werden soll. Es gibt aber keinen klaren und einheitlichen Umsetzungsplan, wie diese Impfungen die Menschen erreichen sollen“, betonte Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie, vor kurzem in einem Expertenpapier. Um dieses Manko zu beheben, benötige Österreich in Zukunft entschlossene Maßnahmen, um Personengruppen zu identifizieren, bei denen Impflücken vorhanden sind.

„Wir erkennen Impflücken durch Krankheitsausbrüche, zum Beispiel bei den Masern. Das ist immer im Nachhinein“, sagt Wiedermann-Schmidt. „Mit einem elektronischen Impfpass könnte man aber erkennen, dass jemand nicht immunisiert ist, und eine Impfung empfehlen. Oder man könnte von der Gesundheitsbehörde nachfragen, warum in einer bestimmten Region weniger Menschen immunisiert sind als anderswo.“ (APA/kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2018)

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