"Kashoggi sobald wie möglich zum Schweigen zu bringen"

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Dem US-Geheimdienst CIA liegt der türkischen Zeitung "Hürriyet" zufolge ein Beweis vor, dass der saudische Kronprinz direkt in den Mord des Regimekritikers verwickelt war.

Wusste der saudische Kronprinz vom Mord am Journalisten Jamal Khashoggi? Oder hat er ihn sogar direkt angeordnet? Geht es nach dem US-Geheimdienst CIA lautet die Antwort "Ja". Ihm liegt nach einem Bericht der türkischen Zeitung "Hürriyet" eine Tonaufnahme vor, die auf eine Verwicklung Mohammed bin Salmans in den Tod des Regimekritikers hinweist. Demnach habe Bin Salman angeordnet, "Kashoggi sobald wie möglich zum Schweigen zu bringen".

Auf der Hürriyet-Internetseite wird ein prominenter türkischer Kommentator mit den Worten zitiert, CIA-Chefin Gina Haspel habe bei ihrem Besuch in der Türkei im vergangenen Monat signalisiert, dass es eine derartige Aufnahme gebe. Auch die "Washington Post" hatte vergangene Woche berichtet, dass die CIA den Kronprinzen nicht nur als Mitwisser, sondern sogar als Drahtzieher hinter dem gewaltsamen Tod Khashoggis Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul sehe.

Der Kronprinz selbst bestritt die Vorwürfe bisher vehement. Am Mittwoch schickte er zudem den saudischen Außenminister Adel al-Jubeir vor. Der warnte in einem Interview mit der britischen "BBC" davor, "MbS" für den Mord verantwortlich zu machen. Damit würde eine "rote Linie" überschritten.

Trump stärkt Kronprinz den Rücken

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalen Druck gab die Führung in Riad zu, dass der Journalist von Agenten des Königreichs getötet wurde.

Rückendeckung bekam die saudische Führung diese Woche auch von US-Präsident Donald Trump. Er machte in einer Mitteilung klar: Selbst wenn der Thronfolger vom Mord am Journalisten Jamal Khashoggi gewusst haben sollte, ist Trump die Partnerschaft mit Riad - und vor allem das Geld der Saudis - wichtiger als Strafe.

Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten Ölproduzenten, der größte Abnehmer von US-Rüstungsgütern und ein wichtiger Investor. Zudem braucht Trump die Saudis für seine Nahost-Strategie und seinen Kampf gegen den Iran. Washington werde trotz der Affäre ein "unerschütterlicher Partner" Saudiarabiens bleiben.

Dänemark fordert "deutliches Signal" von der EU

Der dänische Außenminister Anders Samuelsen kündigte indes in Kopenhagen einen Ausfuhrstopp von Rüstungsgütern nach Saudi-Arabien an und sprach sich für ein "deutliches Signal" von den europäischen Staaten aus. "Saudi-Arabien spielt eindeutig eine negative Rolle. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir auch von europäischer Seite ein deutliches Signal senden, dass die Grenze jetzt erreicht ist", erklärte Samuelsen.

Samuelsen äußerte die Hoffnung, dass weitere EU-Länder ihre Rüstungsexporte beenden. Deutschland hat seine Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien bereits vorübergehend ausgesetzt.

(APA/Reuters)

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