Newey: Der Mann im Luftstrom

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Adrian Newey, erfolgreichster Formel-1-Konstrukteur der letzten 30 Jahre, blickt zurück.

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Wie vor ihm Mauro Forghieri (83), „der letzte, der noch Chassis und Motor entwerfen konnte“, der kreative Tausendsassa John Barnard und Leichtbauguru Gordon Murray (beide 72) dominierte Adrian Newey (59) seinen Abschnitt in der Formel 1, und das nach Zahlen noch viel erfolgreicher als die Genannten. Auf seinen Stationen bei Williams, McLaren und Red Bull Racing sammelten Neweys Autos mit Fahrern wie Alain Prost, Mika Häkkinen und Sebastian Vettel am Steuer über 100 Rennsiege und jeweils zehn Fahrer- und Konstrukteurstitel. „Ein Leben für die Formel 1“ heißt denn auch der Untertitel seiner Biografie, die soeben erschienen ist („Wie man ein Auto baut“), und das scheint kaum übertrieben: Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Lebens, so Newey, verbrachte er im Windkanal. Auf der Uni promovierte der Engländer als Luftfahrtingenieur, aber da brannte sein Herz schon längst für den Rennsport.

Die angewandte Strömungslehre war zu seiner Zeit längst in der Formel 1 angekommen, basierte aber hauptsächlich auf Schätzungen und Mutmaßungen, was Autos mit Hochflügel (Wing Cars), Staubsauger im Heck (Brabham) oder zwei Paar Vorderrädern (Tyrrell) hervorbrachte. Spätestens mit Newey war Schluß mit der Daumenpeilung, er ging die Aerodynamik mit wissenschaftlicher Akribie an – zu Tagen, als man vom heutigen, werkseigenen Luftkanalluxus noch weit entfernt war und sich in Fakultätsgebäuden naheliegender Unis mit handgezimmerten Maßstabsmodellen einmietete – und probierte, bis sich das Haupthaar im Luftstrom lichtete. Newey entwarf grundsätzlich am Zeichenbrett – auch dann noch, als Computersoftware realistische Simulationen des Strömungsverhaltens erlaubten – nützliche Werkzeuge, doch zuerst braucht es den Geistesblitz, die glänzende Idee, die Newey immer mit dem Blick fürs Ganze verband.

So folgen wir dem verhinderten Kartchampion in Bubentagen zum hochtalentierten Nachwuchskonstrukteur, der sich auch als schlauer Renningenieur einen Namen machte. Newey würde wohl zustimmen, dass der Rennsport früher lustiger war als heute, wenn er am Gängelband der Regulatorien hängt – mit der Einschränkung, dass mehr Todesfälle in Kauf genommen wurden. Im schwarzen Kapitel zu Ayrton Senna, der in einem Williams von Newey starb, beleuchtet der Ingenieur die Umstände und Vorgänge jener Tage ohne Schonung der eigenen Person. Lesenswert, auch als Nachhilfe in Sachen Rennsporttechnik.

Buch:

Neweys Blick zurück auf 420 Seiten: Im Buchhandel, 28 Euro, Pantauro.

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