Bahnstreik: Gewerkschaft wirft ÖBB Einschüchterungsversuche vor

Clemens Fabry
  • Drucken

ÖBB-Führungskräfte sollen angewiesen worden sein, Streikteilnehmer am Montag namentlich zu dokumentieren. Man stelle das Streikrecht nicht in Frage, sagen die ÖBB.

Die Gewerkschaft vida wirft der ÖBB-Führung vor, Druck auf Mitarbeiter auszuüben, die am für Montag anberaumten Warnstreik teilnehmen wollen. Konkret sollen sämtliche Führungskräfte angewiesen worden seien, teilnehmende Mitarbeiter namentlich zu erfassen und zu melden. vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit sieht darin den Versuch, die Öffentlichkeit aufzuhetzen und die Belegschaft einzuschüchtern.

"Für den Fall, dass Sie doch teilnehmen, ist die Abmeldung bei Ihrer Führungskraft zur Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs unbedingt erforderlich", heißt es in einem angeblichen E-Mail der Konzernpersonalabteilung, das der APA vorliegt. Begründet wird dies, damit, dass so "notwendige personelle Ersatzstellungen durchgeführt" werden können. Anmerkung: "Es besteht kein Entgeltanspruch für streikende Arbeitnehmer."

"Ich bin davon überzeugt, dass die Österreicherinnen und Österreicher nicht auf so plumpe Manipulationsversuche der ÖBB hereinfallen werden", kommentierte Hebenstreit das Schreiben am Samstag via Aussendung. Das Unternehmen solle seine Machtposition gegenüber seinen Beschäftigten nicht ausnützen und Abstand von solchen "beispiellosen Einschüchterungsversuchen" nehmen.

Arbeitgeber hoffen auf Einigung am Wochenende

Die Bahn wies den Vorwurf  zurück. "Die ÖBB stellen das Streikrecht selbstverständlich nicht infrage", hieß es am Samstag in einer Stellungnahme zur APA. Da es sicherheitsrelevante Bereiche gebe, die für die sichere Betriebsabwicklung unerlässlich sind, müsse man aber zeitnah wissen, welche Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Gleichzeitig appellierte das Unternehmen an beide Verhandlungspartner, die Gespräche wieder aufzunehmen und zu gemeinsamen Lösungen zu kommen: "Wir hoffen auf eine Lösung noch über das Wochenende."

Wo und in wie vielen der gut 60 Bahnbetriebe am Montag gestreikt wird, ist offen. Die ÖBB bemüht sich jetzt schon, dem Kundenärger vorzubeugen, auch wenn die Gewerkschaft mit dem Streik um die Mittagszeit ausdrücklich die Pendler möglichst wenig treffen will. Bahnkunden sollten sich am Montag auf allen sozialen Medien aber auch über Durchsagen auf Bahnhöfen über die Streiks informieren, teilten die ÖBB mit.

Westbahn will fahren

Bahngewerkschaft und Arbeitgeber haben inzwischen acht Verhandlungsrunden für einen neuen Kollektivvertrag ohne Einigung hinter sich gebracht. Die Arbeitgeber bieten nach eigener Berechnung drei Prozent mehr Lohn, die Arbeitnehmer sehen eine deutlich geringere Steigerung ,nur knapp über der Inflationsrate, unter anderem weil es seit dem Auslaufen des alten KV im Juni eine mehrmonatige Lücke gibt. Hebenstreit nennt das Angebot der Arbeitgeber "unwürdig". Konkrete eigene Forderungen nennt die Gewerkschaft nicht, die Arbeitgeber sagen aber, dass die Summe aller Forderungen zu einer Mehrbelastung von zehn Prozent führen würde.

Die Westbahn verkündete unterdessen, dass ihre Mitarbeiter nicht am Streik teilnehmen würden. Dennoch könne es wegen Nebenwirkungen des Streiks auch auf der Westbahn zu Verspätungen kommen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.