Hingeschüttete Dinge als Weltordnung

Maler, Schriftsteller, skurrile Figur: Albert Paris Gütersloh.
Maler, Schriftsteller, skurrile Figur: Albert Paris Gütersloh.akg-images / picturedesk.com
  • Drucken

Schillernd und skurril, seltsam und selbstgefällig: ein Dichter, dessen Fantasie grenzenlos scheint. Albert Paris Gütersloh – eine längst vergessene, exzentrisch-pathetische Persönlichkeit.

Auf Seite 414 seines 820 Seiten-Mammut-Spätwerks „Sonne und Mond“ meint Albert Paris Gütersloh: „Der Teufel hole die Bücher, die einer versteht!“ Bereits auf Seite 61 des in fast dreißigjähriger Schreibarbeit entstandenen „Historischen Romans aus der Gegenwart“ hält der Autor seine Leser für „recht ungeduldig“. Acht Seiten weiter appelliert er an ihre Geduld: „Weil aber noch etliche Abschweifungen folgen sollen, tut der Leser gut, schon jetzt an sie sich zu gewöhnen.“ Dann meint er nicht uneitel, eigentlich seien Leser überflüssig, denn sein totaler Romanliest sich von selbst weiter: „[. . .] eine unheimliche Eigenschaft, allen großen Werken eigen“.

Im Erscheinungsjahr 1962 wird Gütersloh, der literarische Geheimtipp aus Österreich, im deutschen Feuilleton für seinen Wiener Wälzer hymnisch gelobt: „Glücklicher Leser“, schreibt Walter Jens in der „Zeit“, „der du, unvorbereitet diesem Zaubergarten begegnen darfst“. Manche Kritiker sind auch etwas ratlos und entdecken doch irgendwann „freudig überrascht die Andeutungen menschlicher Figuren, Situationen, ja sogar die Spuren einer Handlung.“ Die „FAZ“ hilft sich in dieser Situation enthusiastischer Ratlosigkeit, indem sie Gütersloh-Freund Heimito von Doderer diese Sprachoperüber den jungen Grafen, Weltenbummler und Weiberhelden Lunarin loben lässt. Obwohl Gütersloh seinen Kumpanen Heimito im Roman als seltsame Figur, als Ariovist von Wissendrum karikiert. Erst Jahre später kommt es zum Zerwürfnis der beiden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.