Unter 20 Euro: Leberkas Greißler

Leberkas Greißler
Leberkas Greißler(c) Clemens Fabry
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Wenn Leberkäse angepriesen wird, als wäre er Wagyu-Rind: So viel Begeisterung begegnet man beim Leberkas Greißler – und einigen schrägen Sorten.

Lieblos wird er oft behandelt, der Leberkäse. In eine Semmel gezwängt, nebenbei, womöglich sogar im Gehen, hinuntergewürgt, und mit einem Energydrink wird nachgespült. Mancherorts allerdings bleibt ihm dieses Schicksal erspart. Da hebt er sich dann über das Dasein als Fast Food und bekommt eine Aufmerksamkeit, als wäre er ein Stück handgestreicheltes Wagyu-Rind. Dieses Gefühl vermittelt jedenfalls Sokol Petrela, der im Sommer den Leberkas Greißler eröffnet hat. So liebevoll, wie er seine Ware anpreist, hört man selten jemanden über Leberkäse sprechen. Da erzählt er, dass alles per Hand eingeschlagen und langsam gebacken wird. Nur so, meint er, entsteht das beste Aroma. Und dass etwa die Pistazien eigentlich so erlesen sind, dass man sie gar nicht im Leberkäse verarbeiten dürfte, wenn man etwas daran verdienen will.

Die Sorten in zwei Glasvitrinen reichen von Schwein (mit Emmentaler, mit Schimmelkäse, mit Röstzwiebeln usw.) über Rind (mit Feta und Oliven, Brie und Nuss, Pistazie und Paprika) über Pferd (Classic oder Chili mit Käse) bis zu Pute (mit Gouda), dazu kommen zeitweise auch Wildschwein oder Reh. Und dann, jetzt wird es etwas wild, ist da auch noch ein Schweinebauch, gefüllt mit Leberkäse. Ein bisschen Überforderung – wie soll man das alles verkosten? Nun, man lässt sich eine Platte zusammenstellen, je nach Sorte und Größe (100 g ab 1,95 Euro) hat man dann einiges zu tun. Die Sorte mit Röstzwiebel sehr fein, das Reh mit Wildnote und die Pistazien tatsächlich recht überraschend. Je frischer, desto besser – bei kleinen Endstücken ist der Rand manchmal härter. Dafür ist der Schweinebauch mit Leberkäsefüllung weniger fett als erwartet. Oder man merkt es einfach nicht mehr so, wenn man so viele Sorten durcheinanderprobiert. Irgendwann stellt sich aber auch hier das Leberkäsevöllegefühl ein – nur dass es sich besser anfühlt als bei der 08/15-Zwischendurchleberkäsesemmel. Also ja, Leberkäse kann man auch liebevoll essen.


Leberkas Greißler, Riemergasse 4, 1010 Wien, Mo–Fr 10–21.30 Uhr, Sa 14–22 Uhr, ✆ 0664 / 577 77 75, www.leberkas-greissler.at

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2018)


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