Andreas Schieder: "Strache und Kurz spalten gemeinsames Europa"

APA/BARBARA GINDL
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Die SPÖ hat Schieder bei ihrem Bundesparteitag zum Spitzenkandidaten für die EU-Wahl bestimmt. Er forderte die Sozialdemokratie in Europa zum Umdenken auf.

Die SPÖ hat auf ihrem Bundesparteitag in Wels die Kandidatenliste für die EU-Wahl am 26. Mai mit 96,1 Prozent bestätigt. Spitzenkandidat wird der ehemalige SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, auf Platz zwei ist die derzeitige EU-Delegationsleiterin der SPÖ, Evelyn Regner, gereiht. Dahinter befinden sich auf der Liste der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Günther Sidl, die steirische Landtagspräsidentin Bettina Vollath, der Bad Ischler Bürgermeister Hannes Heide und die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, Julia Herr.

Er wolle Europa wieder gerechter machen und einen, sagte Schieder zum Auftakt von Tag zwei des Parteitages. "Wir müssen unseren Traum von Europa verteidigen und vor dem Irrweg des Nationalismus schützen", erklärte der designierte SPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl zum Auftakt von Tag zwei beim sozialdemokratischen Parteitag in Wels.

Pech für Schieder, dass er gerade am Tag seiner Wahl zum Spitzenkandidaten ramponiert vor die Delegierten treten musste. Er sei schneller als die Türe gewesen, begründete Schieder sein nicht nur sprichwörtlich "blaues Auge".

Das hielt ihn aber nicht davon ab, eine recht kämpferische Rede zu halten. Die Armen würden ärmer, während sich die Reichen immer reicher machten, kritisierte Schieder und fügte an: "Der Nationalismus spaltet die Gesellschaft, die Salvinis, Orbans, Le Pens, Straches und Kurz spalten das gemeinsame Europa."

Rendi-Wagner kritisiert Aus für Finanztransaktionssteuer

Ähnlich sah es Parteichefin Pamela Rendi-Wagner in ihrer europapolitischen Grundsatzrede. Die einen zerstörten die EU und die anderen machten ihnen dabei die Mauer: "In dieser Situation muss Europa mehr denn je zusammenhalten." Der ÖVP hielt Rendi-Wagner vor, dass man jetzt zehn Jahre gemeinsam für die Finanztransaktionssteuer gekämpft habe. Kaum sei die Volkspartei türkis, werde das Projekt zu Grabe getragen. Die ÖVP des Sebastian Kurz stelle sich eben auf die Seite der Großindustrie.

Auch die Listenzweite Regner warb dafür zu kämpfen, dass die Konzerne ihren fairen Beitrag leisten müssten. Für die SPÖ gelte es immer lästig zu sein, bis am Ende für die Beschäftigten etwas herausschaue: "Wenn wir dran bleiben, machen wir den Unterschied." Europa dürfe nicht den Konzernen und Österreich nicht der von der Industrie finanzierten Politik von Schwarz-Blau überlassen werden.

"Wir haben uns viel zu lange mit uns selbst beschäftigt"

Schieder, der übrigens mit einem Stück "eisernen Vorhang" in der Hand ans Rednerpult trat, sah in seinem Traum vom künftigen Europa, dass die großen Konzerne tatsächlich entsprechende Steuern zahlen, wie das jetzt schon jeder Würstelstand tue, dass Turnschuhe ohne Kinderarbeit oder Ausbeutung produziert würden und dass es ein Europa sei, in dem geholfen statt gehetzt werde.

Um in Europa erfolgreich zu sein, muss sich aber auch die Sozialdemokratie ändern, glaubt der Spitzenkandidat: "Wir haben uns viel zu lange mit uns selbst beschäftigt." Es gelte nun eine Politik für die Menschen zu machen. Denn wenn das nicht die SPÖ mache, "dann macht sie niemand in dem Land." Das soziale Europa dürfe keine inhaltslose Formel werden.

(APA)

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