Nur ernst genommene Genossen werden für "Rendi rennen"

Bei der Statutenreform fehlte das Fingerspitzengefühl.

"Ich verspreche euch, ich werde rennen, und ich bitte euch, rennt mit mir", rief die neue SPÖ-Parteichefin, Pamela Rendi-Wagner, den Genossen auf dem Parteitag zu. Sie wird den Rückhalt der Mitglieder brauchen. Denn weiteren parteiinternen Wirbel kann sie sich nicht leisten. Immerhin sollte sie sich nun auf Oppositionsarbeit konzentrieren.

Doch um die Genossen zum Rennen zu bringen, müssen sich die auch ernst genommen fühlen. Die Vorgänge rund um die Statutenreform dürften dazu nicht beigetragen haben (ganz unabhängig davon, wie man die Reform selbst beurteilt). Zuerst ließ die Parteispitze 38.000 Mitglieder ihre Stimme zum neuen Statut, das der Basis mehr Mitbestimmung versprach, abgeben. Dann wollte die neue Parteiführung diese doch nicht mehr hören und legte ein eigenes Konzept mit deutlicher weniger Rechten für die einfachen Mitglieder vor. Kommuniziert wurde das über die Medien.

Das wollten sich gar nicht einmal so wenige Genossen nicht gefallen lassen und versuchten, sich das Recht, über Koalitionsverträge, wie ursprünglich geplant, abstimmen zu dürfen, auf dem Parteitag zurückzuerkämpfen. Dass ihre Stimmen nicht einmal einzeln ausgezählt werden sollten, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl. So wird die Führungsriege bald allein rennen.

E-Mails an:julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Pamela Rendi-Wagner
Innenpolitik

Rendi-Wagner: "Wo gibt's die alte Männerwelt nicht?"

Die neue SPÖ-Chefin setzt auf das Thema Wohnen und denkt über eine 30-Stunden-Woche nach. Dass in der Partei viele Männer mit das Sagen haben, schreckt sie nicht.
Die Genossen wählten beim Parteitag am Wochenende Pamela Rendi-Wagner zur neuen SPÖ-Chefin und beschlossen einen neuen Wertekompass.
premium

Erste Kanzlerin? Aber mit wem?

Die SPÖ hat beim Parteitag Leitlinien für mögliche Koalitionspartner festgelegt: Man ist nun prinzipiell der FPÖ gegenüber offen. Aber es könnte auch mit der ÖVP schwierig werden.
War „schneller als die Tür“ und kam deshalb mit blauem Auge: Andreas Schieder. Das Stück Stacheldraht des „Eisernen Vorhangs“ in seiner Hand symbolisiert das offene Europa, das von Nationalismus bedroht sei.
Innenpolitik

Blaues Auge auf dem SPÖ-Parteitag

Die SPÖ wählt den "ramponierten" Andreas Schieder zum Spitzenkandidaten für die EU-Wahl und gab sich ein neues Statut - aber nicht ohne Murren und Gegenstimmen.
Innenpolitik

Andreas Schieder: "Strache und Kurz spalten gemeinsames Europa"

Die SPÖ hat Schieder bei ihrem Bundesparteitag zum Spitzenkandidaten für die EU-Wahl bestimmt. Er forderte die Sozialdemokratie in Europa zum Umdenken auf.
Außenpolitik

SPÖ segnet Parteistatut ab – mit reichlich Widerstand

Die SPÖ wird nach den internen Querelen über das Statut nun demokratischer. Vielen zu wenig. Auch die Regeln für künftige Koaltionspartner wurden am Parteitag beschlossen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.