Bei der Statutenreform fehlte das Fingerspitzengefühl.
"Ich verspreche euch, ich werde rennen, und ich bitte euch, rennt mit mir", rief die neue SPÖ-Parteichefin, Pamela Rendi-Wagner, den Genossen auf dem Parteitag zu. Sie wird den Rückhalt der Mitglieder brauchen. Denn weiteren parteiinternen Wirbel kann sie sich nicht leisten. Immerhin sollte sie sich nun auf Oppositionsarbeit konzentrieren.
Doch um die Genossen zum Rennen zu bringen, müssen sich die auch ernst genommen fühlen. Die Vorgänge rund um die Statutenreform dürften dazu nicht beigetragen haben (ganz unabhängig davon, wie man die Reform selbst beurteilt). Zuerst ließ die Parteispitze 38.000 Mitglieder ihre Stimme zum neuen Statut, das der Basis mehr Mitbestimmung versprach, abgeben. Dann wollte die neue Parteiführung diese doch nicht mehr hören und legte ein eigenes Konzept mit deutlicher weniger Rechten für die einfachen Mitglieder vor. Kommuniziert wurde das über die Medien.
Das wollten sich gar nicht einmal so wenige Genossen nicht gefallen lassen und versuchten, sich das Recht, über Koalitionsverträge, wie ursprünglich geplant, abstimmen zu dürfen, auf dem Parteitag zurückzuerkämpfen. Dass ihre Stimmen nicht einmal einzeln ausgezählt werden sollten, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl. So wird die Führungsriege bald allein rennen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2018)