Die Post verliert ihren Bankpartner - Deal geplatzt

Post-Chef Georg Pölzl wollte die deutsche FinTech als Bankpartner
Post-Chef Georg Pölzl wollte die deutsche FinTech als Bankpartner APA/Herbert Pfarrhofer
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Der nächste Knalleffekt: Das Joint Venture mit der Fintech Group ist geplatzt. Das deutsche Unternehmen hätte ab Ende 2019 die Bawag als Bank-Partner der Österreichischen Post ablösen sollen.

Es war eine große Überraschung, als die Österreichische Post Mitte September den auserkorenen neuen Bank-Partner präsentierte: Nicht die Volksbanken, nicht die deutsche Commerzbank, nicht die spanische Santander, sondern die hierzulande fast unbekannte FinTech Group sollte ab Ende 2019 Ersatz für die Bawag sein. 35 Millionen Euro wurden eilig in das deutsche Unternehmen investiert. Die Post wollte damit selbst zu einer Bank werden.

Nun aber folgt der nächste Knalleffekt: Aus der stolz verkündeten Kooperation wird doch nichts. FinTech Group und Post seien  übereingekommen, von der geplanten Gründung und Kapitalisierung eines 50:50-Joint Ventures zur Erbringung von Finanzdienstleistungen Abstand zu nehmen, teilte das teilstaatliche Unternehmen Dienstagfrüh in einer knapp gehaltenen Aussendung mit.

Keine Angabe von Gründen

Dabei sagte Post-Generaldirektor Georg Pölzl noch vor eineinhalb Wochen bei der Präsentation der Quartalsdaten, es gebe keinen Plan B: "Für mich ist Scheitern keine Option". Man strebe an, Mitte nächsten Jahres mit der Bank in den Markt zu gehen - und so ein neues, flächendeckendes Finanzdienstleistungsgeschäft aufzubauen. 

Warum ist der Deal geplatzt? "Wir wollen nicht sagen, bei wem es gehapert hat, oder wem was nicht gepasst hat", sagt ein Sprecher. Jedenfalls sei man mit dem "sehr ambitionierten" Zeitplan nicht
auf einen gemeinsamen Nenner gekommen.

Die FinTech-Gruppe hat bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) offenbar nie einen Antrag auf Konzessionserweiterung gestellt. "Es hat sehr viele Gespräche gegeben, die von der FinTech-Gruppe zu keinem Antrag geführt haben", stellte der Sprecher der FMA am Dienstag gegenüber der APA klar. Auch stimmten die Behauptungen nicht, dass ein Konzessionsverfahren bei der FMA so lange gedauert hätte, dass es quasi vor dem Jahresbeginn 2020 zu keiner Genehmigung gekommen wäre. Weiters hält er fest, dass die FinTech-Gruppe grundsätzlich auch mit ihrer deutschen Bankkonzession in Österreich tätig werden könne

Zurück an den Start

Aufgeben will die Post nicht: Sie verfolge weiterhin das Ziel, ihren Kunden Finanzdienstleistungen über ihr Filialnetz anzubieten, heißt es in der heutigen Aussendung. Das bedeutet: Zurück an den Start, nach über einem Jahr. Und viel Zeit bleibt nicht mehr: Die Kooperation mit der Bawag läuft 2019 aus.

Eigentlich hatte die Post nur nach einem Ersatz für die Bawag gesucht. Nach einem Partner, der in den Postfilialen seine Dienste anbietet und für die Nutzung der Infrastruktur Provisionen abliefert. Aber das erwies sich als viel schwieriger als angenommen. Ausländische Banken winkten gleich zu Beginn ab. Aber auch die schon weit gediehenen Verhandlungen mit den Volksbanken scheiterten schließlich am Widerstand aus Teilen der Gruppe.

Die FinTech Group AG hat ihren Unternehmenssitz in Frankfurt. Sie bietet  IT-Services für Finanzdienstleister an, hat aber auch ein eigenes Kernbankensystem. Ihre Retail-Marke flatex ist seit Jahren stark im deutschen und österreichischen B2C-Online-Brokerage-Markt präsent. Das Unternehmen ist börsenotiert und aktuell rund 360 Millionen Euro wert. Im Vorjahr hat FinTech 17 Millionen Euro verdient.

Die angepeilte Joint-Venture-Gesellschaft hätte einen Kooperationsvertrag mit der Post AG abschließen sollen, zur Nutzung des Filial- und Vertriebsnetzes mit den 433 eigenbetriebenen Post-Filialen und 1.351 Post-Partnern. Mit der Fintech sollte es einen IT-Kooperationsvertrag geben. Er hätte den Deutschen über eine Laufzeit von zehn Jahren 100 Millionen Euro Umsatz einbracht.

Eine Analyse des geplanten JVs durch das Augsburger Investmenthauses GBC AG kam in der Folge zum Ergebnis, dass die Finanzierung des geplanten JVs für die FinTech-Gruppe auf Sicht von fünf Jahren bereits heute größtenteils gesichert sei. Die Durchführungsrisiken wurden als "außerordentlich niedrig" eingestuft, da die bestehende Infrastruktur der Post nach Aufwand oder kostenlos genutzt werden könne. Im Vergleich dazu wäre der Aufbau einer vergleichbaren Infrastruktur mit immensen Kosten verbunden. FinTech habe damit einen der wichtigsten Meilensteine in ihrer jüngsten Unternehmensgeschichte erreicht.

FinTec-Aktie fällt

Das Joint-Venture hätte mit 200 Millionen Euro Eigenkapital ausgestattet werden sollen. Die Hälfte davon sollte von der Post kommen. Darüber hinaus war ausgemacht, dass sich der gelbe Riese mit rund sieben Prozent an der Fintech Group beteiligen würde, und zwar im Rahmen einer Kapitalerhöhung im Ausmaß von 35 Millionen Euro. Diese wurde per 24. September auch tatsächlich vollzogen. Die Post hält damit 1,225 Millionen FinTech-Aktien oder 6,54 Prozent der Anteile. Sie soll einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen.

Der Ausgabepreis der jungen FinTech-Aktien lag bei 28,50 Euro. Am Montag kostete das Papier nur noch 20,70 Euro. Am Dienstag Vormittag sackte der Kurs um neun Prozent ab. Die Aktie der Post AG fiel im Frühhandel um zwei Prozent und war  damit das Schlusslicht an der Wiener Börse.

(Red.)

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