Strache im Hitler-Film: Streit über Propaganda

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Die Hitler-Satire "Er ist wieder da" ist zumindest irritierend. Die ORF-Diskussion zum Film war es ebenfalls.

Vor drei Jahren kam die Hitler-Satire "Er ist wieder da" ins Kino, gestern zeigte der ORF den Film. Darin sieht man - im Berlin von heute - den auferstandenen Hitler und die Reaktionen der Menschen auf ihn. Spoiler: Sie sind nicht unbedingt negativ. Wobei man, wenn man den Film sieht, nie weiß, ob diese Szenen arrangiert oder real sind. Was jedenfalls irritiert.

Wie sehr man über diesen Film streiten kann, sah man gleich im Anschluss im ORF-Studio - denn dorthin lud Lisa Gadenstätter vier Gäste (Gabriel Barylli, Arik Brauer, Timur Vermes und Eva Zeglovits) zum "Talk zum Film", die doch sehr unterschiedliche Ansichten hatten. Der Auffälligste von ihnen war jedenfalls Gabriel Barylli, denn der Autor, Schauspieler und Regisseur war tatsächlich wütend.

Der Grund: Er sieht den Film als üble Propaganda. Die Reaktionen der Menschen würden suggerieren, dass in jedem von uns der Faschismus lauere. Und am Ende sehe man - nach Hitler - Politiker der Jetzt-Zeit. Darunter Heinz-Christian Strache, der wortlos die österreichische Fahne schwingt. "Das will etwas mit mir machen. Da soll ich denken: Aha, das hat etwas miteinander zu tun", sagt Barylli.

Ein Vorwurf, der den Film recht platt wirken lässt - und über den man trefflich hätte diskutieren können, wie über so vieles andere. Leider gelang es nicht: Barylli wollte im gleichen Atemzug noch seine Idee eines alternativen Endes bringen, er holte einen Zettel heraus und verlas ein (langes!) Statement, das man unter Strache mit der Fahne hätte einblenden können. Zusammengefasst eine Distanzierung und Verurteilung von Hass, Gewalt und politischem Fanatismus. Worte von Heinz-Christian Strache.

Eine klare Front zwischen Timur Vermes (dem Autor des Romans "Er ist wieder da") und Barylli war schnell gezogen - und die folgenden 40 Minuten waren die eher unangenehme Folge. Zeitzeuge und Künstler Arik Brauer, der den Film auch nicht mochte und ihn als "Verwässerung, Verkleinerung des Nationalsozialismus" bezeichnete, sprach über die Vergangenheit und blieb damit allein. Und Meinungsforscherin Eva Zeglovits wollte sich nicht wirklich auf den großen Streit von Barylli und Vermes einlassen, der da war: Ist der Film Propaganda? Der Erkenntnisgewinn blieb gering.

Zum Nachschauen: Der Talk zum Film >>>

  • Zu Gast: Gabriel Barylli (Autor, Schauspieler und Regisseur)
  • Arik Brauer (Künstler)
  • Timur Vermes (Autor von "Er ist wieder da")
  • Eva Zeglovits (Politikwissenschafterin und Meinungsforscherin)

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