Nur zweieinhalb Monate nach der Bekanntgabe ist die Kooperation mit der deutschen Fintech Group schon wieder aus. Es bleibt ein Buchverlust von zehn Mio. Euro und ein schwarzer Fleck auf der Weste von Post-Chef Pölzl.
Wien. „Scheitern ist für mich keine Option.“ Nicht einmal zwei Wochen ist diese Aussage von Post-Chef Georg Pölzl her. Sie bezog sich auf die geplante Gründung eines Bank-Joint-Ventures mit der deutschen Fintech Gruppe. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass in den rund 450 Filialen auch nach der Trennung von der Bawag per Ende 2019 noch Finanzdienstleistungen angeboten werden.
Nun ist Scheitern aber doch eine Option geworden. So gab die Post am Dienstag in einem knappen Statement bekannt, dass die beiden Unternehmen den Plan des Joint-Ventures wieder fallen gelassen haben. Man verfolge allerdings weiterhin das Ziel, den Kunden in den Filialen Bankservices anzubieten. Doch auch hierzu hatte Pölzl bei seinem letzten Termin vor Journalisten eine Aussage parat: Es gebe keinen Plan B zur Zusammenarbeit mit der Fintech Gruppe.
Über die Gründe für das plötzliche Scheitern hüllt man sich sowohl bei der Post als auch der Fintech Gruppe weitgehend in Schweigen. Vorwürfe aus Deutschland, wonach die Behörden bei der Erteilung der Banklizenz zu lange brauchen würden, wurden von der FMA bereits zurückgewiesen. Es habe noch nicht einmal einen Antrag gegeben und für den Anfang hätte auch die deutsche Banklizenz gereicht.
Von Anfang an Notlösung
Klar ist jedenfalls, dass die Fintech Group von Anfang an nur eine Notlösung für die Post war. Denn eigentlich wollte man einen der Bawag vergleichbaren Partner haben, der bereits Erfahrung mit Bankfilialen hat und das Geschäft auch weitgehend selbst übernimmt. Die geplante Lösung mit den Volksbanken scheiterte jedoch an internem Widerstand bei der Bank, ausländische Interessenten wie die Commerzbank hatten letztendlich doch zu wenig Lust auf den heimischen Markt, der als „over-banked“ gilt. Das dürfte auch dazu geführt haben, dass die Verträge zwischen Post und Fintech Gruppe relativ schnell geschlossen wurden. Denn dem Vernehmen nach sollen die beiden Unternehmen sich immer weniger einig über die künftige Strategie geworden sein, je konkreter das Ganze wurde. Auch beim Zeitplan gab es unterschiedliche Ansichten.
Für die Post heißt das nun einerseits „Zurück an den Anfang“ und andererseits „die Zeit drängt“. So läuft die Zusammenarbeit mit der Bawag definitiv Ende 2019 aus. Der Start des Joint-Ventures war daher für das zweite Halbjahr 2019 geplant. Denn so könnte die Post auch Bawag-Kunden dazu bringen, die Bank zu wechseln und weiterhin in ihre Filiale zu kommen. Schließlich wechseln 300 Kundenbetreuer, die derzeit bei der Bawag tätig sind, wieder zurück zur Post. „Wir werden den Kunden sicher Informationen geben. Das ist ja auch legitim“, heißt es bei der Post. Verzögert sich der Start der Nachfolgelösung ins Jahr 2020, geht diese Strategie nicht mehr auf.
Post investierte 35 Mio. Euro
Aus dem Bankgeschäft macht die Post derzeit zwar nur rund 50 Mio. Umsatz. Angesichts des Gesamtumsatzes von rund zwei Milliarden nur ein kleiner Teil. Dennoch gehört das Angebot laut Pölzl integral zur Post. Das Debakel ist daher nun auch ein großer schwarzer Fleck auf seiner bisher weitgehend weißen Weste. Zudem hat sich die Post im September auch bereits mit 35 Mio. Euro bei der Fintech Group beteiligt. Da die Aktien nun deutlich nachgaben, sitzt sie auf einem Buchverlust von rund zehn Mio. Euro.
Aber trotz dieses Debakels dürfte er Post-Chef im Sattel bleiben. Schließlich wurde sein Vertrag erst vor zwei Wochen verlängert – bis Oktober 2022.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2018)