Homöopathie: Der Glaubenskampf um Globuli

Karl-Josef Hildenbrand / dpa / picturedesk.com
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Das Ende des Wahlfachs Homöopathie im Medizinstudium hat den Streit um die Wirkung der 200 Jahre alten alternativen Heilmethode erneut entfacht. Warum die kleinen Kügelchen so polarisieren.

Wien. Und wieder einmal sind sie in aller Munde – buchstäblich und im übertragenen Sinn: die winzigen Kügelchen (Globuli), die gegen harmlose Erkältungen ebenso helfen sollen wie gegen tödliche Krebserkrankungen. Neben dem Impfen gibt es in der Medizin kein Thema, das derart emotional wie die Homöopathie diskutiert wird. Vor mehr als 200 Jahren entwickelt, ist die alternativmedizinische Behandlungsmethode – nicht zum ersten Mal – zum Politikum geworden.

Kürzlich wurde bekannt, dass die die Medizinische Universität Wien Homöopathie nach Beschwerden von Studierenden als Wahlfach gestrichen hat. Am Mittwoch legte die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz nach und forderte ein Verkaufsverbot von homöopathischen Arzneimitteln in Apotheken. Die Kritik der Interessenvertretung der Pharmaindustrie ließ nicht lang auf sich warten – Patienten sollten selbst entscheiden, welche Produkte sie kaufen.

Warum polarisiert Homöopathie so stark? Und kann sie helfen oder nicht? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

1. Welches Konzept steckt hinter der Methode der Homöopathie?

Homöopathie ist eine Theorie, die der deutsche Mediziner Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts aufgestellt hat, um mit stark verdünnten Stoffen Krankheiten zu behandeln. Seine – sehr gewagte und esoterisch angehauchte – Doktrin basiert zum einen auf der Annahme „Gleiches heilt Gleiches“ (similia similibus curentur): Krankheiten sollen mit einer Substanz bekämpft werden, die möglichst ähnliche Symptome verursacht. Ein Beispiel: Was bei einem gesunden Menschen Fieber auslöst, kann als Mittel gegen Fieber eingesetzt werden.
Zudem nahm Hahnemann an, dass seine Mittel umso potenter werden, je öfter man sie verdünnt – die sogenannte Potenzierung. Dabei wird also das Ausgangsmittel in mehreren Schritten „potenziert“. Je stärker die Verdünnung, so die These, desto wirksamer das Mittel – obwohl das Mittel am Ende nicht einmal mehr (als Molekül) nachweisbar ist. Wenig überraschend also, dass diese Globuli für gewöhnlich keinerlei Nebenwirkungen haben und Patienten die Scheu nehmen, sie auszuprobieren.


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