"Time" über Kurz: "Bringt extreme Rechte in den Mainstream"

BUNDESKANZLER SEBASTIAN KURZ (OeVP) AM 'TIME-MAGAZIN'-COVER
BUNDESKANZLER SEBASTIAN KURZ (OeVP) AM 'TIME-MAGAZIN'-COVERAPA/HELMUT FOHRINGER
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Das nächste internationale Medium versucht sich an Kanzler Sebastian Kurz: Nach "Newsweek" und der Londoner "Times" kam "Time"-Autor Simon Shuster nach Wien. Und auch, um mit Florian Klenk Schnitzel essen zu gehen.

Der Tenor ist überall ziemlich ähnlich: egal, ob "Newsweek", die Londoner "Times" oder der Hamburger "Spiegel". Für sie alle ist der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das schöne Antlitz rechter Politik. Auch das US-amerikanische Magazin "Time" porträtierte Kurz und seine Regierung - der Text des Journalisten Simon Shuster erscheint in der Ausgabe vom 10. Dezember. In der Europaausgabe landete die Geschichte am Cover, hier unter dem Titel "Extreme Makeover" - was sowohl "extreme Erneuerung" als auch "extremer Kurswechsel" bedeuten kann.

Neben Hochglanzfotos des Kanzlers - wie üblich aufgenommen im Kreisky-Zimmer des Bundeskanzleramts - gibt es unter dem Titel "Austria's Young Chancellor Sebastian Kurz Is Bringing the Far-Right Into the Mainstream" (Österreichs junger Kanzler Sebastian Kurz bringt die extreme Rechte in den Mainstream, Anm.) Zitate von Kurz und seinem Koalitionspartner FPÖ zu lesen. So etwa kommt Christian Hafenecker, Generalsekretär der Blauen, vor: "Niemand kann die FPÖ kontrollieren", sagt er zu Shuster.

Kurz selber sagt zur FPÖ, er selber denke, es sei das Beste, "sich nicht auf diese Parteien zu konzentrieren oder die Leute zu kritisieren, die für sie stimmen. Was wir brauchen, sind Politiker der Mitte, die gute Arbeit leisten". Neonazi-Vergleiche zur FPÖ lässt Kurz ebenfalls nicht zu: "Wir müssen vorsichtig sein bei solchen Vergleichen. Was wir damals hatten, war eine nicht funktionierende Demokratie."

"Alpen-Trump"

Wie vergangene internationale Reporter dies auch taten, traf Shuster auch prominente Beobachter der politischen Bühne Österreichs: in dem Fall Florian Klenk, den Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Falter". Der ("bei einem Teller Schnitzel in einem Wiener Kaffeehaus", wie Shuster atmosphärisch anfügt) meint, Kurz Regierungspakt mit der FPÖ und der "extremen Rechten" habe "die Tore für Barbaren" bereits geöffnet. "Kurz nennt sich gern einen Brückenbauer. Aber eine Brücke wohin?", fragt sich Klenk im "Time"-Text: "Brauchen wir eine Brücke zu Neofaschisten? Ich glaube nicht." Auch Kurz-Biograf Paul Ronzheimer, Journalist der deutschen "Bild"-Zeitung, kommt zu Wort. Er nennt Kurz' Aufstieg innerhalb der ÖVP so schnurgerade, dass sich das Buch über ihn recht schnell geschrieben habe: "Es war nicht besonders kompliziert."

Shuster bringt auch Vergleiche von Kurz mit dem US-Präsidenten Donald Trump - und schreibt, dass Kritiker Kurz einen "Alpen-Trump" nennen würden. Was ihn allerdings unterscheide, meint Shuster, sei, dass er sich trotz Zuspätkommens entschuldigen würde - und dass Kurz, als er dem Journalisten ein Glas Mineralwasser einschenkt, dieses vorher säubert. Mit der Hand.

Manager der Rechten

Die politische Analyse durch Shuster konzentriert sich auf Kurz' "fast schon gemeines" Verhalten gegenüber Muslimen, die verminderte Solidarität innerhalb der EU nach Kurz' Vorgehen bei der Schließung der Balkan-Flüchtlingsroute - die EU-Führung würde Kurz allerdings als das geringere Übel ansehen, da die Alternative in Österreich sonst FPÖ heiße, meint Shuster.

Kurz würde die extreme Rechte "managen", steht in dem Artikel: ein Moderator der Rechten, sozusagen. Das sei nie der Plan gewesen, meint Wolfgang Sobotka. Der Nationalratspräsident - und Musiklehrer - wird ebenfalls von Shuster befragt: "Wir sind keine Pädagogen." Shusters Fazit? Kurz' liberale Partner sollten sich auf die Zunge beißen - hoffen, dass das Experiment der ÖVP gelinge.

>> zum Artikel auf Time.com

(Red.)

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