Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern wird rund zehn Prozent seiner Arbeitsplätze streichen. Betroffen sind Deutschland und der Pflanzenschutz.
Wien. Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer trennt sich von rund zehn Prozent seiner Mitarbeiter. Das Unternehmen kündigte am Donnerstag an, bis Ende 2021 weltweit rund 12.000 Stellen abbauen zu wollen, viele davon auch in Deutschland. Der größte Teil des Kahlschlags werde das Pflanzenschutzgeschäft und die übergreifenden Konzernfunktionen treffen. Gleichzeitig vereinbarte man mit dem deutschen Betriebsrat ein sogenanntes Zukunftssicherungsprogramm, das betriebsbedingte Kündigungen in der Bundesrepublik bis Ende 2025 grundsätzlich ausschließt.
Der Schritt erfolgt im Rahmen eines Effizienzsteigerungsprogramms, mit dem Bayer seine Produktivität und Ertragskraft deutlich steigern will. Zudem kündigte man an, sich von seinem Geschäft mit Tiergesundheit trennen zu wollen. Auch die Marken Coppertone und Dr. Scholl's stellt man zur Disposition. 60 Prozent an dem deutschen Chemiestandort-Dienstleister Currenta werden ebenfalls abgestoßen. Davon erhofft sich Bayer ab 2022 in Summe einen positiven Effekt in der Höhe von 2,6 Mrd. Euro pro Jahr. Im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs wird es dafür teurer werden. Im Schlussquartal kommen auf Bayer Abschreibungen aus den Sparten Consumer Health und Pharmaceuticals in einer Größenordnung von insgesamt 3,3 Mrd. Euro zu.
Tausende Klagen aus USA
Bayer hat derzeit gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. In den USA sieht sich der Konzern nach der 63 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto mit zahlreichen Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert. Bis zum 30. Oktober wurden in den USA rund 9300 Klagen zugestellt. Die Kläger werfen dem US-Agrarchemiekonzern vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Bayer weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern der Welt.
Doch brach die Bayer-Aktie nach dem ersten verlorenen Glyphosat-Prozess massiv ein. Auch im wichtigen Pharmageschäft hatte der Konzern zuletzt wenig Erfolg versprechende Neuentwicklungen zu vermelden. Im Februar erhielt man von der US-Gesundheitsbehörde FDA einen sogenannten Warning Letter wegen Produktionsmängeln in Leverkusen. Dieser betrifft die Produktion von schon lang auf dem Markt etablierten Arzneimitteln wie etwa dem Potenzmittel Levitra und dem Blutdrucksenker Adalat Oros. Lieferausfälle durch Korrekturmaßnahmen in der Pharmaproduktion werden das Bayer-Ergebnis heuer mit etwa 300 Millionen Euro belasten. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2018)