20 Mio. Euro für Blockchain-Hub

In Wien entsteht das Austrian Blockchain Center. Ein neuer Hub, wo Unis, Firmen und der öffentliche Sektor am Einsatz der Zukunftstechnologie arbeiten wollen.

Wien. Seit den frühen Tagen des Internets hat keine Technologie die Fantasie von Forschern und Unternehmern derart beflügelt wie die Blockchain. Diese dezentral organisierte Datenbank wurde zwar mit der Kryptowährung Bitcoin bekannt – aber die Einsatzmöglichkeiten gehen weit über den Finanzbereich hinaus. Weltweit ist zwischen Ländern, Universitäten und Firmen ein Wettlauf um die besten Konzepte entstanden. Österreich will jetzt etwas mehr als 20 Millionen Euro an Fördergeldern in einen neuen Hub stecken: Das Austrian Blockchain Center (ABC).

Dieses laut Eigendefinition „größte Blockchain-Kompetenzzentrum der Welt“ wird in Wien angesiedelt und 99 Partner miteinander vernetzen: Unis, Fachhochschulen, den öffentlichen Sektor und Unternehmen.

„Schulterschluss in Österreich“

Die wissenschaftliche Leitung übernimmt der WU-Professor Alfred Taudes, der an der Wirtschaftsuni schon das Institut für Kryptoökonomie aus der Taufe gehoben hat. „Wir sind überglücklich“, sagte Taudes am Donnerstag zur „Presse“: „Wir haben es in dem kleinen Österreich geschafft, einen Schulterschluss zwischen den Unis, den Fachhochschulen, dem öffentlichen und dem privaten Sektor hinzubekommen. Wir werden alle zusammenarbeiten.“

Die Idee sei, die Forschungstätigkeit von Unis und Studenten zu bündeln und zu koordinieren. Das ABC werde in Form einer gemeinnützigen GmbH gegründet, bei der Studenten als wissenschaftliche Mitarbeiter an Projekten und Dissertationen arbeiten können.

„Das soll marktübergreifend sein: Mehrere Studenten, die gemeinsam mit mehreren Firmen an bestimmten Themen arbeiten können“, so Taudes. Die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie erstrecken sich über viele Bereiche: Da geht es etwa um Identitätsthemen, die bei der Compliance von Banken und Finanzdienstleistern verstärkt auftauchen. „Das ist bisher mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden“, sagt Taudes: „Know Your Customer und Identity sind Themen, bei denen viele Firmen zusammenarbeiten müssen. Da tun sie sich leichter, wenn wir das über die Unis koordinieren.“

Blockchains werden bereits für den Energiehandel, in der Buchführung, bei der Steuererhebung und für die Abwicklung grenzüberschreitender Transaktionen getestet. Auch bei Logistik, Bahn und Flugverkehr gibt es Projekte.

Die Tätigkeiten des ABC werden in fünf Sektoren geteilt:
• „Cryptography, Technology & Security“ (Koordination durch SBA Research)
• „Cryptoeconomic Modelling & Blockchain Applications for Business“ (WU Wien)
• „Emerging Industries & Manufacturing“ (FH St. Pölten),
• „Data Science Methods for Blockchain Analytics“ (Austrian Institute of Technology und RIAT)
• „Legal and Political Implications“ (WU Wien)

Blockchain-Gipfel im April

Zu den heimischen Forschungseinrichtungen kommen Unis aus Deutschland, Finnland und Zypern sowie 54 Unternehmen – darunter RBI, Accenture, Herosphere und die Staatsdruckerei. Dazu kommen noch 16 öffentliche Partner: etwa Stadt Wien, Nationalbank, E-Control, Caritas, FMA, WKO. Fördergelder kommen von Wirtschafts- und Verkehrsministerium sowie von den Ländern Wien, Niederösterreich und Vorarlberg.

Beim im April 2019 erstmals stattfindenden „Blockchain Summit“ in Wien wird das ABC sich einen Tag lang vorstellen und erste Projekte präsentieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2018)

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