Sein "Horizontalen"-Sager sei nicht sexistisch gewesen, sondern wurde missverstanden, sagt Dornauer. Ihm deswegen die roten Bundesgremien zu versagen, sei übertrieben. Von Tirols Landeshauptmann erwartet er eine Entschuldigung.
Der designierte Tiroler SPÖ-Vorsitzende Georg Dornauer sieht sich auch nach der Aufregung um seinen als sexistisch bewerteten Sager fest im Parteisattel. Er werde am kommenden Montag im Landesparteivorstand die Vertrauensfrage stellen und dabei geheim abstimmen lassen, kündigte er am Freitag an. "Ich sehe die Partei hinter mir", zeigte sich der 35-Jährige von einem positiven Ausgang überzeugt. Insofern gehe er auch davon aus, dass die Abstimmung nicht knapp ausgehen wird: "Ich glaube nicht, dass ich nur 50 Prozent und eine Stimme bekommen werde".
Und selbst wenn es doch knapp werden sollte, wolle er sich beim Landesparteitag im Februar der Vorsitzendenwahl stellen. Sollte er dort der alleinige Kandidat sein, gehe er von einer großen Zustimmung aus und hoffe schon auf "über 90 Prozent der Delegiertenstimmen".
Dornauer war in die Kritik geraten, weil er zwei Tage vor dem SPÖ-Bundesparteitag am vergangenen Samstag und nur drei Tage nach seiner Kür an die Spitze der Tiroler SPÖ im Landtag in Richtung der dort krankheitsbedingt nicht anwesenden Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer gesagt hatte: "Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen." Rücktrittsaufforderungen wurden laut, SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner reagierte, indem sie dem 35-Jährigen Funktionen in den Bundesgremien verwehrte.
Dornauer ortet "Medienhatz" und ÖVP-Kampagne
Darauf angesprochen meinte Dornauer nun, er habe sich noch während der Sitzung erklärt und entschuldigt. Mit dem "Horizontalen"-Sager habe er sich einzig und allein auf die Bettlägerigkeit von Fischer bezogen. Insofern handele es sich auch um keine sexistische Äußerung: "Es war ein missverstandener Sager. In der Tonalität wird so etwas von mir nie mehr kommen", beteuerte er und übte sogleich Kritik an der "Medienhatz" gegen seine Person.
Weiters ortete er eine Kampagne der Bundes-ÖVP. Diese sei seit einem Artikel, in dem er als "Der rote Sebastian Kurz von Tirol" bezeichnet worden war, "nervös" geworden. Kurz nach Erscheinen des Artikels habe der Sprecher der Tiroler ÖVP, Sebastian Kolland, dann das Landtags-Video verkürzt, das heißt ohne seine anschließende Entschuldigung zu zeigen, auf seinem Twitter- bzw. Facebook-Account online gestellt und so den Stein ins Rollen gebracht.
"Deshalb prüfen meine Anwälte gerade eine Klage gegen Kolland, der hier als willfährig ausführendes Organ der Bundes-ÖVP tätig war. Und zwar wegen Kreditschädigung", sagte Dornauer. Denn: "Er hat eine isoliert dargestellte Aussage, die falsch interpretiert worden ist, medienöffentlich an einen großen Empfängerkreis verteilt. Er hat es wissentlich so verkürzt dargestellt, um mich in Misskredit in der Öffentlichkeit zu bringen. Mit geeigneten Mitteln", erklärte der designierte SPÖ-Chef.
Forderung nach Entschuldigung von Platter
Von Tirols Landeshauptmann und Parteichef Günther Platter verlangt Dornauer eine Entschuldigung. Dieser habe zwar sicher nichts von der Aktion gewusst, aber der Sprecher sei schließlich sein Mitarbeiter. Sein Verhältnis zur Tiroler ÖVP sei "schwer beeinträchtigt", meinte Dornauer. Sollte sich Platter nicht entschuldigen, wäre es "noch schwerer beeinträchtigt".
Dass ihm eine Teilnahme an den Bundesgremien der SPÖ verwehrt ist, sieht Dornauer nicht als Schwächung der Tiroler SPÖ. Es könne sogar eine Stärkung sein, weil die Tiroler Frauenvorsitzende und Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim mit einem hervorragenden Votum in die Gremien gewählt worden sei. Dennoch nannte er die Reaktion von Rendi-Wagner, ihn auszuschließen, übertrieben und voreilig: "Aber ich habe ihr auch gesagt, dass ich Verständnis dafür habe. So loyal bin ich."
ÖVP: Dornauer soll Verantwortung nicht abschieben
Vom Landesgeschäftsführer der Tiroler ÖVP, Martin Malaun, kam am Freitag umgehend Kritik an Dornauer: Der designierte SPÖ-Chef schiebe die Verantwortung ab und versuche, andere für seinen Fehler verantwortlich zu machen, so Malaun. "Es ist eine Unverfrorenheit und auch eine Ohrfeige gegenüber allen Frauen, dass sich Georg Dornauer nach seinem sexistischen Sager im Tiroler Landtag nun als Opfer darstellen möchte", kritisierte der ÖVP- Landesgeschäftsführer. Selbst SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek habe "mehrfach unterstrichen", dass die Wortmeldung nicht "zweideutig, sondern eindeutig sexistisch" gewesen sei. Statt sich in aller Öffentlichkeit "ehrlich und unmissverständlich für seine Aussage zu entschuldigen", schiebe er die Verantwortung ab, meinte Malaun: "Damit verfestigt er den Eindruck, dass ihm jegliche Sensibilität in diesem Bereich fehlt."
(APA/Red.)