Spanien

Pyrenäen, durchaus eine Alpenative

Baqueira Beret
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In den Pyrenäen verteilen sich elf Skiregionen auf ein riesiges Gebiet. Die größte heißt Baqueira Beret und liegt auf spanischer Seite im Val d'Aran. Nach langen Abfahrten wartet feine französisch-spanische Küche.

Unerkannt carvt er über die langen Abfahrten von Baqueira Beret, und ziemlich bescheiden wohnt er hoch über der Skistation in einem winzigen Dorf, das mit hutzeligen Häusern und hohen Schornsteinen an HarryPotters Heimatort, Hogsmeade, erinnert. Wenn Spaniens König, Felipe VI., in die Pyrenäen kommt, merken die übrigen Wintersportler bloß an den Hubschraubern, die über dem weitläufigen Gebiet kreisen, dass sich der Regent mit seiner Familie wieder einmal mitten unter sie gemischt hat.

Bodenständig wie der spanische Herrscher ist auch der zweifache Olympionike und mehrfache Sieger im Super-G und Riesenslalom, Xavier Ubeira, kaufmännischer Leiter von Baqueira Berets Skistation und Resort. Trotz schlechter Sicht wegen heftigen Schneefalls zieht Xavi eine elegante Spur auf der 1100 Meter langen Abfahrt vom Cap de Baciver hinunter nach Beret 1500. Auf den Sesselliften wird es ziemlich zugig heute, es fehlen die in den Alpen gewohnten Plexiglashauben, von einer Sitzheizung ganz zu schweigen. „Da hier meistens die Sonne scheint, brauchen wir beides nicht“, erklärt Xavi.

Einfluss vom Atlantik

Kurz zu den Zahlen: Zwischen 1500 und 2610Metern erstreckt sich Baqueira Beret auf insgesamt 2273 Hektar, mit 165 Pistenkilometern – darunter fünf Kilometer Tiefschnee –, 36 Liften und einer Gondelbahn, sieben Langlaufpisten, Fun-Park, Slalom Stadium, Kinderskigelände. Aufgeteilt in die vier Resorts Baqueira, Beret, Bonaigua und ab dieser Wintersaison Baciver als höchstem Punkt.

Selbst Huskys hat es zu Schlittentouren nach Spanien verschlagen. Meist sorgt der Einfluss des atlantischen Klimas auf die Nordseite der Pyrenäen für „alpine“ Verhältnisse von Anfang Dezember bis in den späten April im sonst dauerbesonnten Spanien. Wintersport vom Feinsten zu Kosten, die meist unter jenen der Alpen liegen. Selbst die Preise in der Winter Lounge mitten auf der Piste sind relativ geerdet.

Skifahren in Baqueira Beret
Skifahren in Baqueira BeretBaqueira Beret

Schwarzes Gold

Luxus hat im Val d'Aran, das innerhalb der autonomen Region Katalonien einen Sonderstatus genießt, einen anderen Stellenwert. Ganz oben stehen die Natur mit ihren dichten Wäldern und 33 Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Aus groben Steinen, Schiefer und Holz sind die Häuser gebaut, mit Schmuckstücken wie die gotisch-romanische Kirche Sant Estèue de Betrén aus dem zwölften Jahrhundert.

Luxus heißt auch Hochgenuss in Restaurants und Tavernen, in denen sich regionale Spezialitäten mit der Raffinesse des nahen Frankreichs verbinden, von kreativen Köchen einer modernen Küche angepasst. Wie im Era Coquèla in Vielha, wo neben Carpaccio vom Hirsch mit Steinpilzen auch das schwarze Gold der Pyrenäen serviert wird: Kaviar Nacarii. In der Kaviarfabrik von Les gibt es ihn direkt aus dem Fluss Garonne, der im Val d'Aran entspringt. Selbst die Königin von England pflegt die Eier vom Stör hier zu ordern. Auf keiner Speisekarte fehlen darf der herzhafte Eintopf aus Huhn und Gemüse: la Olla Aranesa, für den jeder Koch sein eigenes, streng gehütetes Rezept verwendet. Auch im Eth Cérer de Montadi in Salardú wird er aufgetischt und in der Tauèrna Urtau in Arties. Auf Schinken und Steaks setzt dagegen das Grillrestaurant CincoJotas1800, eines der fünf Themenrestaurants entlang der Pisten.

Zum Après-Ski wird gern in einer der zahlreichen Tapas-Bars im Hauptort Vielha eingekehrt, wo sich ein schicker Shop an den anderen reiht und in zwei Discos das Nachtleben tobt. Brechend voll ist es bereits am Nachmittag im Petit Basteret. An der Bar sind lange Reihen von Appetithappen, die im Val d'Aran Pinchos heißen, aufgebaut. Serviert mit einem Glas Immortela, übersetzt Edelweiß, aus der Bierbrauerei in Casarilh.

Eigene Amtssprache

Schwefelwasser wird in der Therme Termas Baronía de Les genutzt, das aus 300Metern Tiefe quillt. Abtauchen unter dem Sternenhimmel im warmen Außenpool bei chilliger Livemusik am Samstagabend – Gesundheit tanken kann im Val d'Aran ziemlich romantisch sein. Romantik hatten die Pyrenäen-Pioniere kaum im Sinn, als sie im 19. und 20. Jahrhundert begannen, das Gebirge zu erkunden und zu kartografieren. Im Refugi Rosta in Salardú, der ältesten Herberge im Val d'Aran, stiegen die Abenteurer ab, darunter König Alfonso XIII. von Spanien.

Vor 40 Jahren haben Manel Rocher und Maria Angel Ros aus Barcelona ein Pyrenäen-Museum eingerichtet, das sie auch als Pension betreiben. Alle Ausstellungsstücke sind ins tägliche Leben integriert, wie die 180 Jahre alte Feuerstelle als Kamin für das Esszimmer. Auf Aranesisch sind die Bilder betitelt. „Es gilt neben Spanisch und Katalanisch als Amtssprache und wird im Alltag verwendet“, erklärt Manel Rocher. Für Besucher liegen Übersetzungen bereit. Ob König Felipe schon zu Besuch war? „Nein“, sagt Maria Angel Ros. „Nur die Infantin Elena hat sich einmal dafür interessiert. Nach einem Autogramm haben wir aber nicht gefragt. Wir sind keine Monarchisten.“

SKI FAHREN IN BAQUEIRA BERET

Hinkommen: Von Wien nach Barcelona u.a. mit Austrian Airlines. Von da per Mietwagen 313 km nach Vielha. Oder von Wien nach Toulouse (mit Zwischenstopp) und 162 km weiter mit dem Mietwagen nach Vielha.

Übernachten: Gran Chalet in Vielha-Betrén, drei Sterne, Parador de Vielha, vier Sterne, Hotel Val de Neu an der Skistation Baqueira, fünf Sterne Grand Luxe.

Preise: Skipass für fünf Tage: 219,50 bzw. 139 Euro (Kinder). Nur 1,20 Euro kostet der Bus, der die Skistationen miteinander verbindet. Der Fahrschein gilt für den ganzen Tag.

Compliance: Die Reise wurde vom Spanischen Fremdenverkehrsamt und Katalonien Tourismus unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2018)

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