Kommission bestätigt Missbrauch in Tiroler Skisportschulen

 Insgesamt gingen 13 Meldungen von Betroffenen bei der Erstanlaufstelle für Opfer in Landeseinrichtungen ein - vier betrafen das Skigymnasium Stams.
Insgesamt gingen 13 Meldungen von Betroffenen bei der Erstanlaufstelle für Opfer in Landeseinrichtungen ein - vier betrafen das Skigymnasium Stams.Clemens Fabry, Presse
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Seit dem Vorjahr gingen 13 Meldungen von Betroffenen bei der Erstanlaufstelle für Opfer ein - vier betrafen das Skigymnasium Stams, neun die Skihauptschule Neustift.

Die im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen im Skinachwuchssport vor einem Jahr in Tirol ins Leben gerufene Expertenkommission hat ihren Endbericht vorgelegt. Wie die "Tiroler Tageszeitung" in ihrer Sonntagsausgabe berichtet, bestätige dieser die Vorwürfe. Der Akt wurde auch an die Staatsanwaltschaft übermittelt.

Für die von der Vorsteherin des Bezirksgerichts Kufstein, Andrea Wibmer-Stern, geführte Expertenkommission habe sich etwa bei der Skihauptschule Neustift das Bild verfestigt, dass es dort zu sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen gekommen sei, heißt es in dem Bericht. Zudem würden strukturelle Defizite in der Vergangenheit und Mängel in der Informationsweitergabe bzw. Kommunikation zwischen den verantwortlichen Stellen aufgezeigt.

In der Stubaier Skihauptschule ging es vor allem um einen Heimleiter. Ende der 90er-Jahre geriet außerdem ein heute hoher Schulbeamter in Verdacht, Mädchen unsittlich berührt zu haben.

"Pastern" im Skigymnasium 

Auch im Skigymnasium Stams hätten sich Meldungen bestätigt, wonach es zu Übergriffen unter Schülern mit dem berüchtigten "Pastern" (Einschmieren und Schlagen des Gesäßes) außerhalb des Internats bzw. der Schule gekommen sei. Insgesamt seien 13 Meldungen von Betroffenen bei der Erstanlaufstelle für Opfer in Landeseinrichtungen eingegangen. Acht davon betrafen Neustift, vier das Skigymnasium Stams, eine bezog sich auf einen Sportverein. Seit Dezember 2017 gab es demnach keine Meldungen mehr von Missbrauch in den Sportschulen bzw. Internaten des Landes.

Die Experten wollen die Aufarbeitung der Vergangenheit zugleich als Empfehlung für die Zukunft verstanden wissen. Daher liege der Schwerpunkt des Berichtes, dessen Inhalt vertraulich sei, um kein Persönlichkeitsrecht zu verletzen, auch auf Empfehlungen für die Zukunft. Im Mittelpunkt stehe die Prävention, die strafrechtliche Klärung der Vorfälle hingegen obliege den Gerichten.

Die Aufarbeitung ins Rollen gebracht hatte die ehemalige Tiroler Skirennläuferin Nicola Werdenigg. Diese hatte im November des Vorjahres in einem Interview mit dem "Standard" sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch im Skisport öffentlich gemacht und damit eine breite öffentliche Diskussion losgetreten.

(APA)

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