CIA-Dokumente: Was weiß der saudische Kronprinz?

Laut "Wall Street Journal" hat der Kronprinz vor und nach dem Mord an Khashoggi im Oktober mindestens elf Nachrichten an seinen persönlichen Berater Saud al-Kahtani geschickt.
Laut "Wall Street Journal" hat der Kronprinz vor und nach dem Mord an Khashoggi im Oktober mindestens elf Nachrichten an seinen persönlichen Berater Saud al-Kahtani geschickt.(c) REUTERS (ANDRES MARTINEZ CASARES)
  • Drucken

Kronprinz Mohammed soll dem Chef des Killerkommandos, das den Journalisten Jamal Khashoggi tötete, rund um die Tatzeit mehrere SMS geschickt haben.

Buenos Aires/Istanbul. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat einem US-Medienbericht zufolge mehrere Nachrichten an einen engen Vertrauten geschickt, der das Killerkommando für den Journalisten Jamal Khashoggi gesteuert habe. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf CIA-Dokumente.

Laut Zeitung hat der Kronprinz vor und nach dem Mord an Khashoggi im Oktober mindestens elf Nachrichten an seinen persönlichen Berater Saud al-Kahtani geschickt. Der genaue Inhalt sei der CIA nicht bekannt. Der US-Auslandsgeheimdienst sei in den bisher nicht veröffentlichten Dokumenten mit „mittlerer bis hoher“ Wahrscheinlichkeit zu der Einschätzung gelangt, dass der saudische Kronprinz Khashoggis Tod angeordnet habe. „Um es klar zu sagen, uns fehlen direkte Belege, dass der Kronprinz einen Tötungsbefehl erteilt hat“, zitierte die Zeitung weiter.

US-Außenminister Mike Pompeo nimmt den Kronprinzen indes in Schutz: Pompeo betonte im Rahmen des G20-Gipfels in Buenos Aires, es lägen ihm keine Beweise vor, die Mohammed belasten würden. „Ich habe alle Geheimdienstinformationen gelesen, die im Besitz der Regierung der Vereinigten Staaten sind“, sagte Pompeo dem Sender CNN. „Es gibt keinen direkten Beweis, der ihn mit dem Mord an Jamal Khashoggi verbindet.“

Comeback in Argentinien

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan forderte beim G20-Gipfel erneut eine Aufklärung des Falls. Er kritisierte die „Widersprüche und Lügen“ in der offiziellen Darstellung des Falls. Von Saudiarabien verlangte er außerdem die Auslieferung der Verantwortlichen an die Türkei. „Wir haben sie (Anm. die saudischen Behörden) gebeten, uns die Beschuldigten zu nennen, weil die Straftat in Istanbul geschah. Die saudischen Behörden tun das noch immer nicht“, sagte er.

Auch Kronprinz Mohammed hatte an dem G20-Gipfel teilgenommen. Die übrigen Staats- und Regierungschefs hatten ihn auf der internationalen Bühne freundlich begrüßt. Trotz der Vorwürfe gegen den 33-Jährigen im Fall Khashoggi und der Kritik an der Rolle Riads im Jemen-Krieg wirkte er alles andere als isoliert. Prinz Mohammed unterhielt sich beim Gipfel mit insgesamt zwölf Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident Trump. Fast schon überschwänglich fiel die kumpelhafte Begrüßung zwischen dem Prinzen und Putin aus. Nur beim Gruppenfoto wurde der Kronprinz ganz am Rand platziert. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mohammed bin Salman
Außenpolitik

Kronprinz soll Nachrichten an Mörder von Khashoggi geschickt haben

Das "Wall Street Journal" berichtet von elf Nachrichten, die Mohammed bin Salman an seinen Berater geschrieben habe. Ihr Inhalt sei der CIA nicht bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo nimmt den saudischen Kronprinzen in Schutz.
Archivbild: Ein US-Soldat vor einer Waffe des Terminal High Altitude Area Defense Systems (THAAD)
Außenpolitik

Raketenverkauf: Zwischen Washington und Riad fließen die Milliarden

Die USA billigen den Verkauf von Abschussrampen und Raketen eines Flugabwehrsystems im Wert von 15 Mrd. Dollar an Saudiarabien. Damit könnten sie den Jemen-Krieg, in den Riad verwickelt ist, befeuern.
Gastkommentar

Die unbequeme Wahrheit über Saudiarabien

Der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, hat durch aggressive Aktionen eine schwierige Lage im Nahen und Mittleren Osten herbeigeführt. Jetzt sollte alles dafür getan werden, dass sie nicht noch schlimmer wird.
U.S. Secretary of State Mike Pompeo speaks to the media about the death of Saudi journalist Jamal Khashoggi on Capitol Hill in Washington
Außenpolitik

Pompeo und Mattis verteidigen saudischen Kronprinz im Fall Khashoggi

Der US-Außenminister will die Beziehungen zu Saudi-Arabien nicht in Frage stellen.
Protestierende in Tunis.
Außenpolitik

Tunesien: „Hinaus mit dem Killer Bin Salman“

In der Hauptstadt Tunis protestieren mehrere Hundert Menschen gegen den Besuch des saudischen Kronprinzen. Auch am Ende seiner Tour in Argentinien erwarten ihn Probleme.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.