30.000 Klimaexperten aus 200 Ländern werden beim Klimagipfel in Katowice erwartet. Dass der polnische Umweltminister ein ausgesprochener Kohlefreund ist, wurde zum Auftakt tunlichst verschwiegen.
Warschau. Die westpolnische Stadt Poznań (Posen) gilt als bestens transformierte Wirtschaftsmetropole Polens. Schwerindustrie gibt es hier praktisch keine. Es werden vor allem Autos und Kosmetika produziert. Dennoch lagen die Smogwerte im November vor allem in den tieferen Innenstadtlagen weit über dem Landesdurchschnitt. Mit schuld mag der neue polnische Wohlstand sein. Fast jeder Posener hat ein Auto, und viele Familien sind aus den grauen, noch sozialistischen Blocksiedlungen in Einfamilienhäuser gezogen.
Dort wird trotz städtischer Fernwärme, die wie fast überall in Polen ebenso mit Kohle erzeugt wird, um Kosten zu sparen, immer noch mit Kohlebriketts oder noch billigeren Brennstoffen geheizt. Dazu gehören zerkleinerte Spanplatten oder ganz gewöhnlicher Haushaltsmüll, PET-Flaschen inklusive. Denn Polen hält sich auch mit der Einführung eines Flaschenpfandes zurück.
Mindestens 5800 direkte smogbedingte Todesopfer pro Jahr sind die Folge. Dazu kommen allein fast 130.000 Kinder mit Asthmabeschwerden. Doch Polens Regierung sieht keinen Grund für Alarmstimmung.
Zum Auftakt der am Montag im schlesischen Katowice (Kattowitz) begonnenen UNO-Klimakonferenz (COP24) hat die Regierung einen Videoclip drehen lassen, der das Land als Umweltidylle darstellt. Sonne, saubere Luft, frische Wiesen, glückliche Menschen. Dass der rechtspopulistische Umweltminister, Krzysztof Tchórzewski, ein ausgesprochener Kohlefreund ist, wurde tunlichst verschwiegen.