Die größten Financiers der Kohleindustrie

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MorgennebelAPA/dpa/Federico Gambarini
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Viele Versicherungen haben der Kohleindustrie bereits den Rücken gekehrt. Doch zahlreiche Banken und institutionelle Investoren haben hier nach wie vor ihre Finger im Spiel.

Wien. Die Beteiligten an der Weltklimakonferenz im polnischen Katowice wird dieses Ergebnis wohl nicht gerade freuen: Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hat in diesem Jahr nicht nur deutlich zugenommen, sondern dürfte sogar auf ein neues Rekordhoch gestiegen sein. Angaben des Forschungsverbundes „Global Carbon Projekt“ zufolge werden die Emissionen heuer um mehr als zwei Prozent zulegen. Schon 2017 gab es beim CO2-Ausstoß ein Plus von 1,6 Prozent.
Schon im Sommer hatte die Internationale Energieagentur berichtet, dass es erstmals seit vier Jahren wieder mehr Investitionen in fossile Energieträger gibt. Während der Öl- und Gasförderung mehr Mittel zur Verfügung gestellt wurden, kam es bei Kohlekraftwerken indes zu einem deutlichen Rückgang. Kohle allein ist für fast die Hälfte der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

In den vergangenen Jahren haben sich einige Versicherer dazu entschieden, diesem Klimakiller den Rücken zu kehren. Für einige Konzerne hat es sich als gangbarer Weg erwiesen, keine Einzelversicherungen mehr für Kraftwerke abzuschließen. Andere kündigten an, entsprechende Investitionen zu drosseln. Die Versicherungsindustrie will damit nicht nur ihr Image aufpolieren, sie verfolgt noch ein anderes Ziel: Sie will gestrandete Investitionen verhindern. Diese können auftreten, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen für die Kohleindustrie verschlechtern.
Die Kohlebranche hat allerdings nach wie vor kein Problem, an finanzielle Mittel zu kommen, wie ein Bericht der Nichtregierungsorganisationen Urgewald und Bank Track zeigt.

In den drei Jahren seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens sei die weltweite Kohlekapazität um über 92.000 Megawatt gewachsen, und Kohlekraftwerke mit über 670.000 Megawatt seien in Planung, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der deutschen NGO Urgewald. Auch das muss finanziert werden.

Zwischen Jänner 2016 und September 2018 hat die Finanzindustrie die 120 größten Entwickler von Kohlekraftwerken demnach mit mehr als 478 Mrd. Dollar „versorgt“. Über 230 Banken haben der Erhebung zufolge Kredite im Volumen von 101 Mrd. Euro vergeben. Zu den größten Einzelfinanciers zählten dabei zwei japanische Institute. Sie stellten 30 Prozent der Mittel bereit. Kein Wunder: Japans Unternehmen sind stark in die Entwicklung neuer Kraftwerke involviert.

Die größten Kreditgeber für Kohlekraftwerke

Mizuho Financial Japan 12,8 Mrd. Dollar
Misubishi UFJ Financiall Japan 9,9 Mrd. Dollar
China Construction Bank China 4,7 Mrd. Dollar
Sumitomo Mitsui Japan 4,2 Mrd. Dollar
Bank Rakyat Indonesien 4,2 Mrd. Dollar

Ein Viertel der vergebenen Darlehen kommt übrigens von europäischen Banken, so die Erhebung der NGOs. Und das, obwohl einige Institute der Kohle bereits abgeschworen haben. Doch halten sich viele eine Hintertür offen: „Die meisten Kredite an Kohlekraftwerksentwickler werden in Form von Firmenkrediten vergeben“, so die Autoren. Die Richtlinien umfassen aber häufig nur das direkte Projektfinanzierungsgeschäft.
Banken sind es auch, die Aktien- und Anleihenemissionen von Kraftwerksentwicklern begleiten, hier ist vor allem China im Geschäft. Institutionelle Investoren spielen allerdings auch eine Rolle. Demnach summierte sich das Investitionsvolumen in Aktien oder Anleihen von Kraftwerksentwicklern auf 139 Mrd. Dollar. Blackrock ist am stärksten involviert. US-Investoren sind es auch, die 35 Prozent des Investitionsvolumens stellen. Europäische Investoren kommen auf 16 Prozent.

Die größten Institutionellen Investoren

BlackRock USA 11 Mrd. Dollar
Government Pension Investment Fund Japan 7,3 Mrd. Dollar
Khazanah Nasional Malaysia 6,7 Mrd. Dollar
Vanguard USA 6,2 Mrd. Dollar
National Pension Service Südkorea 4,5 Mrd. Dollar

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