Alois Brandstetter: Öfter mal was Altes

Kurz vor dem 80. Geburtstag von Alois Brandstetter kam sein Buch „Lebenszeichen“ heraus. Ironisch nimmt er Ereignisse und Entwicklungen aufs Korn – ob ständige Aufgeregtheit, Shitstorm oder verpatzte Schulreformen.

Er habe nicht vor, weiterhin lange Romane zu schreiben, wie Martin Walser, erzählt Alois Brandstetter en passant in seinem neuen Buch; aber er hört nicht auf, Gott sei Dank, aufzuschreiben und darüber zu berichten, was ihm alles zustößt, wenn er unterwegs ist – oder auch zu Hause. Kurz vor seinem 80. Geburtstag ist also wieder ein kräftiges „Lebenszeichen“ von ihm erschienen, ein Buch, das an seine autobiografisch grundierten Bücher anknüpft, ohne auch diesmal allzu viel zu verraten über seine privaten Verhältnisse, seine Begegnungen und seine Erlebnisse: Es sind in erster Linie seine Einstellungen zu den Entwicklungen und Ereignissen, die rundum passieren, in seiner nächsten Umgebung, in Österreich und in der Welt, seine Überlegungen zu neuen Begriffen, neuen Reliquien, neuen Haltungen und Strömungen, die er zusammenführt und konfrontiert mit Erinnerungen an frühere, auch an längst vergangene Zeiten.

Was Brandstetter mit der bewährten Bussard-Methode in seine Maschine tippt, ohne dabei ständig den Zeigefinger zu erheben, hat allerdings nichts zu tun mit dem schon seit der Antike geläufigen Geraune über die schrecklichen neuen und die guten alten Zeiten. Als Universitätsprofessor für Ältere deutsche Sprache und Literatur hat er sich nämlich lange genug souverän mit Texten beschäftigt, die allem derartigen Geraune den Garaus machen, ein Garaus-Geläute bescheren, wie es seit dem Spätmittelalter sonst nirgendwo mehr zu hören ist; und lange genug hat er auch in seinem eigenen Fachbereich da und dort beobachtet, wie sehr man die Alten schätzt, die den Neuen ständig ins Handwerk pfuschen und nie merken, dass niemand mehr sie braucht.

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