Sechs Menschen sterben bei Massenpanik in italienischer Diskothek

Die Feuerwehr veröffentlichte Bilder.
Die Feuerwehr veröffentlichte Bilder.REUTERS
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Als ein Unbekannter Reizgas versprühte, brach in einer Diskothek nahe Ancona Panik aus. Fünf Teenager und eine Mutter kamen ums Leben.

Bei einer Massenpanik in einer Diskothek nahe der Adriastadt Ancona sind in der Nacht auf Samstag sechs Menschen - fünf Jugendliche und eine Mutter - ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden nach Angaben der Feuerwehr bei dem Unglück bei einem Rap-Konzert in Corinaldo verletzt. Auslöser in dem Ermittlern zufolge überfüllten Lokal war vermutlich Reizgas.

Zwei Burschen und drei Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren sind gestorben, berichteten die Rettungseinheiten. Außerdem kam eine 39-jährige Frau ums Leben, die ihre Tochter zu dem Konzert des bei Teenagern besonders beliebten Mailänder Rappers Sfera Ebbasta begleitet hatte. 14 Konzertbesucher wurden nach Angaben der Feuerwehr schwerst verletzt, von ihnen schwebten sieben am Samstag noch in Lebensgefahr. Bei 60 weiteren Personen war der Zustand weniger kritisch.

Die Tragödie ereignete sich in der Diskothek "Lanterna Azzurra" (Blaue Laterne), noch bevor der Rapper seinen Auftritt begann. Die Menge geriet nach Angaben der Feuerwehr vermutlich in Panik, als Reizgas im Gedränge versprüht wurde. Die meist jungen Konzertbesucher versuchten zu fliehen. Die Menschen drängten zu den Notausgängen. Sanitäter berichteten, viele der Verletzten hätten teils schwere Quetschungen, aber auch Knochenbrüche davongetragen.

Mehr Personen als erlaubt?

Die Polizei nahm Ermittlungen zur Suche nach der Unglücksursache auf. Sie befragte mehrere Security-Männer zum Hergang der Tragödie. In der Disco befanden sich angeblich wesentlich mehr Personen als erlaubt. Nach Ermittlerangaben hätten zum Konzert des Rap-Stars maximal 870 Personen zugelassen werden dürfen, 1.300 Eintrittskarten seien aber verkauft worden.

Der Papst kondolierte den Hinterbliebenen und kündigte Gebete für die Opfer an. Der italienische Präsident Sergio Mattarella forderte gründliche Untersuchungen. "Bürger haben Recht auf Sicherheit, sowohl am Arbeitsplatz, als auch an Vergnügungsorten", wurde Mattarella in einer Presseaussendung zitiert. Die italienische Abgeordnetenkammer, in der am Samstag über den Haushaltsplan abgestimmt wurde, hielt eine Schweigeminute ab.

APA

Der italienische Premier Giuseppe Conte und Innenminister Matteo Salvini besuchten den Unglücksort. Salvini kündigte an, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die "aus Bosheit, Dummheit oder Gier eine Partynacht in eine Tragödie verwandelt haben". "Mit 15 Jahren darf man so nicht sterben", sagte Salvini am Samstag und kündigte eine Schweigeminute während einer geplanten Kundgebung seiner Partei Lega in Rom an.

Unterdessen tobt in Italien eine scharfe Debatte über die Sicherheit in Diskotheken, in denen Gewalt und Illegalität floriere. Alkohol- und Drogenmissbrauch seien in Italiens Nachtlokalen die Normalität, beklagten italienische Medien.

Die Tragödie erinnerte an eine Massenpanik in Turin, als beim Public Viewing des Champions-League-Finales im Juni 2017 Reizgas gesprüht wurde. Dafür verantwortlich soll eine Diebesbande gewesen sein, die Fans berauben wollte. Damals waren 1.500 Menschen verletzt worden, eine Frau war an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

(APA)

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