Huawei-Finanzchefin droht in den USA jahrelange Haft

Meng Wanzhou
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Meng Wanzhou droht im Falle einer Auslieferung in die USA eine jahrzehntelange Haftstrafe. Sie wird verdächtigt, gegen die Iran-Sanktionen verstoßen zu haben.

Der in Kanada festgenommenen Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei, Meng Wanzhou, droht im Falle einer Auslieferung in die USA eine jahrzehntelange Haftstrafe. Bei einer Anhörung in Vancouver erklärte der kanadische Staatsanwalt am Freitag, dass der 46-Jährigen von den USA vorgeworfen werde, Verbindungen ihres Unternehmens zu einer Firma vertuscht zu haben, die trotz US-Sanktionen versucht habe, Geschäfte mit dem Iran zu machen.

Der Staatsanwalt forderte, einen Antrag Mengs auf Freilassung gegen Kaution abzulehnen. Mengs Anwalt David Martin hielt dagegen, es bestehe keine Fluchtgefahr. Nach fast sechs Stunden vertagte das Gericht die Anhörung auf Montag.

Meng war am vergangenen Wochenende festgesetzt worden. Details der Vorwürfe gegen sie lagen bis zu der Gerichtsanhörung nur wenige vor. Der kanadische Staatsanwalt sagte, der Fall gegen die Managerin, die auch Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei ist, basiere auf einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters aus dem Jahr 2013. Darin gehe es um enge Verbindungen Huaweis zu der Firma Skycom Tech mit Sitz in Hongkong. Diese soll trotz Verboten der USA und der Europäischen Union versucht haben, US-Geräte an den Iran zu verkaufen.

Das Gericht wurde darüber informiert, dass die US-Behörden Meng vorwerfen, nicht ehrlich gegenüber Banken gewesen zu sein, die sie zu den Verbindungen zwischen den beiden Unternehmen befragt hätten. Bei einer Auslieferung müsse Meng mit Anklagen wegen mutmaßlicher Verschwörung zum Betrug zahlreicher Finanzinstitutionen rechnen. Auf jeden einzelnen Anklagepunkt stehen bis zu 30 Jahre Gefängnis.

Der Fall belastet die ohnehin angespannten US-chinesischen Beziehungen. Er schürt Sorgen, dass der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern wieder neu entfacht werden könnte. Meng war quasi zeitgleich zum G-20-Gipfel in Argentinien festgenommen worden. Dort hatten US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping einen 90-tägigen Burgfrieden im Handelsstreit vereinbart. Zwei US-Regierungsvertreter betonten inzwischen, Trump habe von der Festnahme Wengs nichts gewusst.

Verhärtete Fronten

Nach der Festnahme der Top-Managerin verhärteten sich die Fronten zwischen den USA und der Volksrepublik. Chinesische Staatsmedien wiesen Vorwürfe gegen Meng zurück und holten zum Gegenschlag aus: Es sei "zweifelsohne wahr und bewiesen", dass die USA alles versuchten, um Huaweis Expansion in der Welt einzudämmen, schrieb die englischsprachige "China Daily".

Peking hatte mit einer wütenden Protestnote auf die Festnahme Mengs reagiert und ihre Freilassung gefordert. Die chinesische Botschaft in Kanada verlangte sowohl von Kanada als auch von den USA, ihr "Fehlverhalten sofort zu korrigieren" und Mengs persönliche Freiheit wiederherzustellen. Man werde "alle Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen der chinesischen Bürgerin entschlossen zu schützen".

Der US-Regierung zufolge belastet die Huawei-Affäre die Verhandlungen im Handelsstreit jedoch nicht. "Die China-Gespräche laufen gut!", twitterte US-Präsident Donald Trump Freitag früh. Sein oberster Wirtschaftsberater Larry Kudlow sagte im US-Sender CNBC, die Verhaftung sei kein Hindernis in den Gesprächen mit China.

Huawei mit seinen 180.000 Mitarbeitern ist der weltgrößte Netzwerkausrüster und der zweitgrößte Produzent von Smartphones. Der Aufstieg und der Ausbau der Geschäfte im Ausland in den vergangenen Jahren war rasant. Die Eignerstruktur ist jedoch undurchsichtig, westliche Geheimdienste haben Sicherheitsbedenken. Sie befürchten Einflussnahme durch die Regierung in Peking, Spionage und Störung der nationalen Netze.

(APA/Reuters/dpa)

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