Der Koalitionspartner und die Opposition hielten sich bis zum Wochenende zurück. Jetzt wollen sie die neue CDU-Vorsitzende herausfordern. Die größte Gefahr für Annegret Kramp-Karrenbauer lauert vorerst aber woanders.
Berlin. Wurde die Lautstärke seines Mikrofons leiser gedreht, damit seine Rede schwächer wirkt? Waren die Scheinwerfer bei seinem Auftritt besonders hell, um ihn ins Schwitzen zu bringen? Manch enttäuschter Anhänger von Friedrich Merz versuchte am CDU-Parteitag mit Verschwörungstheorien die Niederlage zu erklären. Der Wirtschaftsanwalt habe sich als Parteichef nur nicht durchgesetzt, weil die CDU-Spitze ihn mit allen Mitteln verhindern wollte. Daran ist wenig dran, Merz durfte sogar seine Redezeit um knappe zehn Minuten überziehen. Die Gerüchte beweisen aber eines: Die 51,75 Prozent der Delegiertenstimmen reichten am Bundesparteitag für Annegret Kramp-Karrenbauer zwar, um CDU-Chefin zu werden. Um es erfolgreich zu bleiben, muss Angela Merkels Nachfolgerin nun aber die gesamte CDU hinter sich vereinen.
Merz und auch der dritte Bewerber, Gesundheitsminister Jens Spahn, hätten viel eher als Kramp-Karrenbauer einen Neuanfang bei den Christdemokraten bedeutet. Für einen stärkeren Fokus auf den Konservativismus, auf Unternehmerfreundlichkeit. Ihre Unterstützer will Kramp-Karrenbauer daher mit einer anderen Personalentscheidung besänftigen: Der 33-jährige Merkel-Kritiker Paul Ziemiak folgt ihr als Generalsekretär im Konrad-Adenauer-Haus nach (siehe unten). Doch vielen in der Partei reicht es nicht: Sie fordern eine stärkere Einbindung von Merz. Kramp-Karrenbauer kündigte ein Gespräch mit ihrem ehemaligen Kontrahenten an.