Noch ist unklar, ob eine Verbindung zur Festnahme von Huawei-Finanzchefin besteht. China hatte jedoch mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, sollte die 46-Jährige nicht freigelassen werden.
Kurz vor der Anhörung der in Kanada festgenommenen Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei, Meng Wanzhou, ist in China ein kanadischer Ex-Diplomat verhaftet worden. Der Arbeitgeber des ehemaligen Diplomaten, die International Crisis Group (ICG), bestätigte am Dienstag Insiderberichte über die Inhaftierung ihres China-Experten Michael Kovrig. Er hatte sein Land als Diplomat in Peking, Hongkong und bei den Vereinten Nationen vertreten hatte. Es war zunächst unklar, ob es eine direkte Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt.
China hat aber mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, sollte die 46-jährige Managerin nicht unmittelbar freigelassen werden. Noch für Dienstag ist eine gerichtliche Anhörung angesetzt, bei der es um die Frage geht, ob Meng gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden sollte.
Pekings Spitzendiplomat Wang Yi sagte im Staatsfernsehen, die Regierung habe die Sicherheit der chinesischen Staatsbürger im Ausland im Blick. Wenn die Rechte und Interessen von Chinesen mutwillig verletzt würden, werde China nicht stillhalten.
"Wir tun alles Erdenkliche, um weitere Informationen über Michaels Aufenthaltsort sowie seine schnelle und sichere Rückkehr zu beschaffen", hieß es in einer Mitteilung der ICG. Kovrig arbeitet seit einem Jahr für die Nichtregierungsorganisation, die für ihre Forschung zur friedlichen Lösung von globalen Konflikten bekannt ist. Aus China gab es zunächst keine offiziellen Äußerungen zu dem Vorfall.
15 Millionen Kaution angeboten
Mengs Anwälte boten zuletzt 15 Millionen kanadische Dollar (9,9 Millionen Euro) Kaution an. Bereits am Freitag hatte Anwalt David Martin argumentiert, es gebe keine Fluchtgefahr. US-Ermittler fordern die Auslieferung Mengs. Sie werfen ihr vor, Verbindungen zu einer Firma vertuscht zu haben, die trotz Sanktionen technische Geräte an den Iran verkaufte.
Der Fall schürt an den globalen Finanzmärkten Sorgen vor einer Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Bei einer Auslieferung in die USA drohen der 46-Jährigen Anklagen wegen Betrugs im Zusammenhang mit Iran-Sanktionen. Im Fall einer Verurteilung könnte sie für Jahrzehnte ins Gefängnis gehen. Der Fall sei "extrem abscheulich", heißt es von chinesischer Seite. Die Festnahme der Managerin des Technologie-Konzerns bei einer Zwischenlandung in Vancouver sei eine schwerwiegende Verletzung ihrer Rechte, erklärte China.
Huawei ist der weltweit führende Netzwerk-Ausrüster und der zweitgrößte Smartphone-Hersteller. Im Gegensatz zu anderen chinesische Firmen erwirtschaftet der Konzern einen großen Teil seines Jahresumsatzes im Ausland. Westliche Geheimdienste haben jedoch Sicherheitsbedenken beim Einsatz von Huawei-Technologie. Sie fürchten Einflussnahme durch die Regierung in Peking, Spionage und Störung der nationalen Netze.
(APA/Reuters)