Verkehrte grün-weiße Fußballwelt

Jubelnde Rapidler: In der Liga ein seltenes Bild, auf europäischer Bühne – wie hier gegen Spartak Moskau – aber nicht ungewöhnlich.
Jubelnde Rapidler: In der Liga ein seltenes Bild, auf europäischer Bühne – wie hier gegen Spartak Moskau – aber nicht ungewöhnlich.(c) REUTERS (SERGEI KARPUKHIN)
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Europa League. Vor dem „Endspiel“ gegen Glasgow erklärt Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel, wieso es international besser läuft als im Bundesligaalltag. Dass demnächst neue Spieler in Hütteldorf landen, schließt der Schweizer nicht aus.

Wien. Angesichts der Leistungen auf nationaler Ebene (Tabellenplatz acht) verblüfft es fast, dass Rapid überhaupt noch die Aussicht auf ein Überwintern im Europacup hat. Sportdirektor Fredy Bickel erklärt: „Wir konnten in der Gruppenphase relativ befreit aufspielen, weil nicht mehr so viel verlangt wurde. In der Meisterschaft müssen wir jedes Spiel gewinnen und tun uns gegen kompakte Gegner, die so wie zuletzt Sturm nichts fürs Spiel tun, enorm schwer.“

Das „Endspiel“, noch dazu vor eigenem Publikum, um den Aufstieg in das Sechzehntelfinale der Europa League am Donnerstag gegen die Glasgow Rangers (18.55 Uhr, live Puls4, DAZN) ist also gewissermaßen eine Entschädigung für die Darbietungen im Ligaalltag. Ein Punktgewinn gegen die Schotten würde die K.-o.-Phase bedeuten, was den Hütteldorfern in zuvor sechs Versuchen erst einmal gelungen ist. „Dieses Match ist die riesige Chance, etwas davon gutzumachen, was wir in der Meisterschaft nicht gut gemacht haben“, meint Bickel, dessen auslaufender Vertrag in Hütteldorf bis 2021 verlängert werden soll. „Wir können Anhängern, Sponsoren und dem ganzen Klub viel zurückgeben.“

"50:50-Chance" gegen Rangers

Wieso aber funktioniert die Mannschaft gegen Spartak Moskau und Villarreal besser als gegen Wolfsberg und St. Pölten? In der Europa League bekommt es Rapid mit offensiver eingestellten Kontrahenten zu tun. Der Spielaufbau, die große Problemzone zuletzt, lastet weniger auf den Wienern. Das wird wohl auch am Donnerstag so sein, schließlich benötigt Schottlands Rekordmeister einen Sieg für den Aufstieg. „Grundsätzlich sind die Rangers über uns zu stellen, doch ich gehe von einer 50:50-Chance aus, weil die Spieler wissen, dass sie vieles gutmachen können, daheim im Europacup schon länger nicht verloren haben und in Glasgow (1:3, Anm.) lange gut mitgehalten haben“, meint Bickel.

Sollte Rapid tatsächlich der Sprung ins Sechzehntelfinale gelingen, würde sich die Doppelbelastung verlängern. „Trotzdem wollen wir unbedingt aufsteigen. Wir hätten nichts zu verlieren und würden den Fokus auf die nationalen Partien legen“, kündigt der Schweizer Sportdirektor an.

Sieg bringt 2,07 Mio. Euro

Ein Weiterkommen wäre auch ein willkommenes finanzielles Zubrot. Bisher kassierte Rapid in dieser Saison 4,53 Millionen Euro allein an Uefa-Prämien. Bei einem Sieg gegen die Rangers und Gruppenplatz eins kämen 2,07 Mio. dazu. Außerdem würde es zumindest ein weiteres wohl ausverkauftes Europacup-Heimspiel geben.

Potenzial für Neuverpflichtungen im Winter ist also vorhanden, doch Bickel zeigt sich zurückhaltend. „Ein Aufstieg würde für unsere Transferplanungen keinen Unterschied machen.“ Dennoch sei es möglich, dass schon im Jänner neue Kicker bei Rapid landen. „Im Hinblick auf die kommende Saison müssen wir vier, fünf Neuerungen machen. Wenn sich die Chance ergibt, das schon im Winter zu erledigen, werden wir es tun.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2018)

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