Eines Morgens wachte ich auf und dachte: Wenn ein Binnen-I die Gesellschaft ändert, muss man dies doch irgendwo finden können, beweisen können. „Neger“, „Tunte“ & Co: über Political Correctness und die Beigeschmäcker der Wörter.
Ich möchte Ihnen etwas über Sprache erzählen. Einer der größten Sprachwissenschaftler war Ferdinand de Saussure. Einst kam er mit einem Bild von Magritte in einen Hörsaal, auf dem eine Pfeife abgebildet war. Darunter stand: „Ceci n'est pas une pipe“ – „Das ist keine Pfeife“. So ähnlich zumindest stelle ich mir das vor. Ja, natürlich ist das keine Pfeife, werden Sie sagen, es ist das Bild einer Pfeife. Damit haben Sie schon durchschaut, wie Sprache funktioniert. Das Wort Baum sieht weder aus wie ein Baum, noch klingt es wie ein Baum. Aber das wussten Sie ja schon. So einfach ist Sprachwissenschaft. Wie das in ernst zu nehmenden Wissenschaften ist, muss eine Behauptung bewiesen werden. Sprachwissenschaftler suchen ständig Beweise für das, was sie behaupten. Schließlich gibt es unendlich viele Wörter auf der Welt und unendlich viele Sprachstrukturen.
Das ist auch, warum ich Ihnen sagen kann, dass sie nicht „gendern“ müssen. Ich „gendere“ auch nicht. Ich habe übrigens neben Sprachen auch Genderstudies studiert.
Damit Sie sich nicht wundern, warum ich mir herausnehme, das zu erzählen. Heute ist es eine allgemein verbreitete Annahme, dass Frauen zusätzlich genannt werden müssen, damit sie sich angesprochen fühlen. Dann möchte man dasselbe auch alternativen Geschlechtern angedeihen lassen, und das alles ist gut gemeint. Jedoch wachte ich eines Morgens auf und dachte: Wenn ein Binnen-I die Gesellschaft ändert, muss man dies doch irgendwo finden können, beweisen können.