Wie sich Rückschläge abfedern lassen

Fondsmanager Robert Koch rechnet auch künftig mit stärkeren Marktschwankungen.
Fondsmanager Robert Koch rechnet auch künftig mit stärkeren Marktschwankungen.(c) Mirjam Reither
  • Drucken

Wie ein Aktieninvestment ohne gröbere Turbulenzen gelingen kann, erklärt Robert Koch von Fisch Asset Management. Der Fondsmanager setzt dabei auf eine spezielle Strategie.

Wien. So schnell kann es gehen: Noch vor Kurzem schien die Jahresendrallye für die Aktienmärkte sicher, doch dann rutschten die Börsenbarometer – für so manchen überraschend – ins Minus.

Für Robert Koch, Fondsmanager des Multi-Asset-Manta-Plus-Fonds von Fisch Asset Management, sind die Rücksetzer durchaus nachvollziehbar: „Die Märkte passen sich an ein neues Gleichgewicht an“, erklärt er im Gespräch mit der „Presse“. Während sich das Konjunkturwachstum verlangsamt, werden zugleich zahlreiche Notenbanken restriktiver. In den USA sind zudem die Zinsen bereits ein gutes Stück angehoben worden. Da müsse man auch mit größeren Schwankungen rechnen.

Doch was tun? Um das Portfolio möglichst gegen Turbulenzen zu wappnen, streut der Fondsmanager das Vermögen auf verschiedene Anlageklassen. „Damit ist der Fonds besser für Rückschläge gewappnet“, sagt der Multi-Asset-Experte, der vor allem stabile Erträge im Fokus hat, aber keine großen Aktienwetten eingehen will. Dennoch wird nicht gänzlich auf langfristige Chancen mit Aktien verzichtet. Immerhin beträgt die Aktienmarktquote derzeit rund 18 Prozent. Koch setzt dabei allerdings auf eine spezielle Strategie, indem er diese Quote großteils mit Wandelanleihen abdeckt.

Wandelanleihen statt Aktien

Um das zu verstehen, muss man freilich das Produkt näher kennen. Grundsätzlich sind Wandelanleihen mit einem geringeren Coupon ausgestattet als vergleichbare Unternehmensanleihen. Dafür erhalten Anleger zusätzlich eine Option. Diese ermöglicht es Anlegern, die Wandelanleihe in Aktien des Emittenten zu tauschen, und zwar zu einem festgelegten Wandlungskurs. Das heißt, je kräftiger die Aktie in Richtung des Wandlungskurses steigt, desto mehr gewinnt die Option und somit auch die Wandelanleihe an Wert.

Kommt es hingegen zu einem abrupten Abverkauf, verliert die Option an Wert. Doch insgesamt halten sich die Verluste bei Wandelanleihen in Grenzen. Denn Anleger kassieren zumindest noch den Coupon und erhalten zu Laufzeitende ihr Kapital zurück, solange sich die Schuldnerqualität nicht massiv verschlechtert. Somit hätten sich die Rückschläge auch während der jüngsten Korrektur in Grenzen gehalten, ist Koch sichtlich zufrieden. Besonderes Augenmerk legt er derzeit auf den Finanzbereich, beispielsweise auf deutsche Wohnimmobilienfirmen, sowie auf den Gesundheitssektor, etwa auf den US-Biotechnologiekonzern Illumina.

Schlechte Bonität, hohe Zinsen

Doch es gibt noch eine Anlageklasse, in die Koch ein gutes Stück des Fondsvermögens investiert, und das sind Hochzinsanleihen. In diesem Segment haben Emittenten eine Bonitätsnote, die schlechter als BBB- ist. Denn das ist die Mindestnote, die ein Emittent haben muss, um gerade noch in das obere Bonitätssegment, den Investment-Grade-Bereich, eingestuft zu werden. Als Entschädigung für die schlechtere Bonität, mit der ein entsprechend größeres Ausfallrisiko verbunden ist, erhalten Anleger höhere Zinszahlungen. „Diese kommen den langfristigen Ertragserwartungen von Aktien sehr nahe“, erklärt Koch. Weil zudem bei schwächeren Schuldnern der Geschäftsverlauf besonders konjunktursensibel ist, schwanken deren Kurse ähnlich stark wie jene bei Aktien, verlieren in Stresszeiten aber deutlich weniger.

Allerdings will Koch nicht nur auf riskantere Anlageklassen setzen. Deshalb ist in seinen Fonds zusätzlich ein „Stabilisator“ eingebaut, auf den fast ein Drittel des Portfolios entfällt. Den Teil füllt Koch vor allem mit Staatsanleihen auf. Ausgewählt werden Papiere aus der Schweiz, den USA und Deutschland. Vor allem letztere Bonds hätten sich heuer bewährt, hält der Experte rückblickend fest.

Währungen: Risiko und Chance

Das hatte einen guten Grund: Viele Anleger sorgten sich um Italiens Schuldendilemma und das anhaltende Brexit-Chaos. Da waren deutsche Staatsanleihen umso begehrter, denn diese zählen weltweit zu den sichersten Papieren.

Doch was tun mit dem Schweizer Franken und dem Dollar? Schließlich gibt es damit ja ein Währungsrisiko. Das werde grundsätzlich abgesichert, betont Koch. Bis auf eine kleine Position von jeweils zwei Prozent – die habe man ganz bewusst nicht abgesichert. Schließlich werden selbst hier noch Chancen genutzt. Und dass die eben nicht ohne ein gewisses Risiko zu haben sind, gilt hier genauso wie bei jeder anderen Geldanlage auch.

ZUR PERSON

Robert Koch kam 2016 zur Schweizer Fisch Asset Management und ist mitverantwortlicher Portfoliomanager für die Absolute-Return-Multi-Asset-Strategien. Zuvor war er als Multi-Asset-Portfoliomanager bei der Volksbank Invest KAG sowie bei Roland Berger Strategy Consultants Wien tätig. Bei Absolute-Return-Strategien geht es darum, in unterschiedlichen Marktlagen Geld zu verdienen. Bei Multi-Asset-Strategien werden mehrere Anlageklassen, zum Beispiel Aktien und Anleihen, eingesetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Erste Group Bank CEO Treichl arrives for a news conference in Vienna
Geld & Finanzen

Erste-Group-Aktie rutscht um zehn Prozent ab

In Rumänien ist die Einführung einer Bankensteuer geplant. Dadurch gerieten Papiere der Erste Bank und Raiffeisen unter Druck.
Händler an der Wall Street
Geld & Finanzen

US-Börsen vor schlechtestem Dezember seit 1931

Die wichtigen Indizes Dow Jones und S&P 500 sind zu Wochenbeginn erneut gefallen. Anleger sorgen sich um die Konjunktur.
Boerse Frankfurt am Main
Geldanlage

Sind wir schon mitten im Bärenmarkt?

Dieses Jahr hatte es in sich. Sparbuchzinsen gibt es fast nicht mehr, Aktien sind gefallen, Gold hat sich auch nicht berauschend entwickelt. Wie berechtigt ist die Hoffnung auf eine Trendwende?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.