Vetmed: Ein Rektor zwischen den Fronten

(c) APA (JAKSCH Heinz)
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Wolf-Dietrich von Fircks, Rektor der Veterinärmedizinischen Uni Wien, steht vor seiner vorzeitigen Ablöse. Die möglichen Gründe dafür sind heftig umstritten.

WIEN. An der Vetmed Wien (Veterinärmedizinische Uni) ist Feuer am Dach: Vor zehn Tagen hat die Wiener Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Uni-Rektor Wolf-Dietrich von Fircks eingeleitet. Nur wenig später, am Donnerstag, gab die Uni überraschend bekannt, alle Stellen des Rektorats vorzeitig neu besetzen zu wollen. Warum, darüber scheiden sich die Geister: Wird der eigenwillige Rektor lediglich „erneut mit Schmutz beworfen“, oder werden ihm die angeblichen Verfehlungen der vergangenen Jahre zum Verhängnis?

Eine Geburtstagsfeier zum 60er des Rektors ist es, die den Stein ins Rollen gebracht hat. Von einem feinen französischen Buffet ist die Rede, von einem Show-Act der „Rounder Girls“, von 700 Gästen. Und von 18.000 Euro an Kosten, die 2008 mehrheitlich aus dem Uni-Budget (und nicht vom Jubilar selbst) beglichen wurden. Allein, so mancher war der Ansicht, es habe sich um eine private Feier gehandelt – und das Verhalten des Rektors sei ein Fall für den Staatsanwalt.

Die nun laufenden Ermittlungen dürften auch der Grund gewesen sein, dass von Fircks (eigentlich bis Oktober 2011 im Amt) von sich aus den Antrag gestellt hat, die Rektoratsneuwahl vorzeitig einzuleiten. Der Vorsitzende des verantwortlichen Uni-Rats und Ex-Tiergartendirektor Helmut Pechlaner widerspricht: Eine „gleitende Übergabe“ sei immer geplant gewesen, sagt er zur „Presse“.

Illegale Tierversuche, Pleiten

Die verfrühte Ausschreibung wird auf der Vetmed-Homepage denn auch mit „der Komplexität des internationalen Suchverfahrens“ argumentiert. Wer das Gegenteil behaupte, der beteilige sich an einer „Sudelkampagne“, sagt Pechlaner. Nicht ohne Grund: Das „DLZ-Agrarmagazin“ hat anlässlich der Entwicklungen alte Vorwürfe hervorgekramt. Vorgehalten werden von Fircks jene „illegalen Tierversuche“, die 2006 auch der Rechnungshof angeprangert hat. Die Vetmed habe Versuche vor Erteilung der Genehmigung begonnen, zu lange fortgesetzt oder zu viele Tiere miteinbezogen, hieß es damals. Bemängelt wurden zudem überhöhte Gagen für Uni-Räte.

Auch der Konkurs der Tochterfirma „Austrianova“ (mit angeblichen Bilanzverlusten von zwei Millionen Euro für die Vetmed) beschäftigt seit 2008 den Uni-Rat. Ebenso wie der Fall der Subfirma „ViruSure“, die bei der Uni Schulden in der Höhe von 700.000 Euro haben soll. Zwei Gutachten gibt es bereits, am heutigen Montag will der Uni-Rat eine dritte Expertise zu den Misswirtschaftvorwürfen vorlegen. Im Vorjahr noch kündigte Pechlaner an, dass bei Verfehlungen das gesamte Rektorat mit Konsequenzen zu rechnen habe. Am Freitag winkte er im Gespräch mit der „Presse“ jedoch ab: „Etwas wirklich Spannendes“ stehe im neuen Gutachten „nicht drinnen“.

Und das Geburtstagsfest? Auf der einen Seite sprechen Funktionsträger von einer „eigenartigen Optik“, auf der anderen Seite formiert sich eine Gruppe, die schon immer gegen von Fircks Vorbehalte hatte.Das Vorhandensein zweier konkurrierender Lager hat an der Vetmed schon Tradition. Als 2001 der amtierende Rektor Josef Leibetseder erneut kandidieren wollte, trat Senatschef Gerhard Windischbauer mit einer Gegenkandidatur auf. Um die Konkurrenz im Hause zu beseitigen, nahm man einen Kandidaten von außen – eben Wolf-Dietrich von Fircks, damals Kanzler der Freien Universität Berlin.

Von Fircks ist Jurist und Verwaltungsbeamter, mit Veterinärmedizin hatte er kaum zu tun. 2001 wurde noch nach dem UOG 1993 gewählt: Der Senat erstellte den Dreiervorschlag, die Wahl führte die Uni-Versammlung bestehend aus vier gleich starken Kurien – Professoren, Assistenten/wissenschaftliches Personal, Studierende, allgemeine Uni-Bedienstete – durch.

Der Mann aus Berlin brachte frischen Wind in die Uni, fiel in der Universitätenkonferenz mit Einzelmeinungen auf und wunderte sich im „Presse“-Gespräch über die österreichische Tradition des „Türklinkenputzens“ im Ministerium am Minoritenplatz. Zweimal wurde von Fircks wiedergewählt, 2002 bereits nach dem Uni-Gesetz vom Uni-Rat aufgrund eines Dreiervorschlags des Senats.

Für heute, Montag, wird erwartet, dass der Uni-Rat seinen Posten offiziell neu ausschreiben lässt.

AUF EINEN BLICK

Wolf-Dietrich von Fircks ist seit 2001 Rektor an der Veterinärmedizinischen Uni Wien. Zuvor war der Jurist und Verwaltungsbeamte als Kanzler an der Freien Uni Berlin tätig. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung gegen den Deutschen. Vergangene Woche hat von Fircks dem Uni-Rat plötzlich seine eigene vorzeitige Ablöse angeboten. Heute, Montag, fällt die Entscheidung.

Die Vetmed hat rund 1000 Mitarbeiter (darunter 30 Professoren und 600 wissenschaftliche Mitarbeiter) sowie 2200 Studenten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2010)

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