Kinder mit Virus Musik infizieren

Haus der Musik: Spielerisch in die Welt der Noten eintauchen.

WIEN. Klassische Musik genießt traditionell das Image, nur einer kleinen Gruppe von Musikliebhabern zugänglich zu sein. Doch je früher Kinder mit Musik in Kontakt kommen, desto eher wird der Aufbau von Hemmschwellen gegenüber Kultur verhindert, meint Simon K. Posch, Direktor des Hauses der Musik.

Diese Institution gibt es seit 2000. Untergebracht ist sie in einem Palais auf der Wiener Seilerstätte, das Mitte des 19. Jahrhunderts dem Komponisten Otto Nicolai, Gründer des Orchesters der Wiener Philharmoniker, diente. Heute befindet sich hier eine Erlebniswelt der Musik, die sowohl Klangerlebnisse bietet als auch Faktenwissen vermittelt.

„Unsere kleinsten Besucher für Musik zu begeistern, fördert nachhaltig die Besucherentwicklung von Musikinstitutionen, weckt das Interesse des musikalischen Nachwuchses und beugt somit der Enttraditionalisierung vor“, sagt Posch. Also ein Beitrag zur Sicherung des Musikstandorts durch Vermittlungsarbeit für Kinder? „Das hoffe ich sehr!“

Kinder ab sechs Jahren können hier eine „Reise“ durch die Welt der Musik antreten. Jede Station bietet dabei vielfältige Sinneseindrücke. Wer schon immer einmal ein Orchester dirigieren wollte, ist im Haus der Musik an der richtigen Adresse. Einmal so richtig laut auf die Pauke hauen oder auf Rieseninstrumenten spielen. Spannend ist es aber auch zu hören, wie Babys ihre Umwelt, Stimmen und Musik im Bauch ihrer Mutter wahrnehmen. All das ist möglich durch den Einsatz modernster Technik. So können Kinder auch eine eigene CD aufnehmen.

Musik auch sichtbar

Insgesamt wird im Haus der Musik aktives Umgehen mit Musik groß geschrieben. Interaktive Elemente und Installationen laden Klein – und Groß – zum Aktiv-werden, zum Mitmachen, zum Genießen von und Staunen über Musik ein. Musik wird dabei nicht nur hör-, sondern auch sichtbar.

Lehrer, die das eineinhalb- bis zweistündige Programm mit einer Klasse absolvieren wollen, sollten sich ein bis zwei Monate vor dem gewünschten Termin anmelden, so Posch. Eigens entwickelt wurde zudem ein Informations- und Arbeitsbuch für die Schule („Musik im Spiel – Entdeckungsreisen durch das Haus der Musik für das Klassenzimmer“) mit Begleit-Audio-CD. Mit einzelnen Modulen können Pädagogen die Kinder entweder auf den Besuch im Haus der Musik vorbereiten oder einzelne Musikthemen nach der Absolvierung des Programms vertiefen. Noch einmal lebendig werden dabei die Stationen „SoundRacing“, „HERZschlagKLANG“, „OrchesterPROBE“ oder „INTERvallFREQUENZ“.

Aber auch vor einem dunklen Kapitel der Geschichte weicht das Haus der Musik nicht zurück. So werden nicht nur die Geschichte der Wiener Philharmoniker erzählt und multimediale Porträts großer Musikerpersönlichkeiten von Wolfgang Amadeus Mozart über Ludwig van Beethoven bis zu Alban Berg und Anton von Webern gezeichnet. Ein „Exodus-Raum“ erinnert auch an die während des Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Musiker. wea

www.hdm.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2010)

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