COP24: Großes Regelbuch und ein paar kleine Fortschritte

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Was bei der UNO-Klimakonferenz in Katowice herausgekommen ist - ein Überblick.

Bei der UNO-Klimakonferenz in Katowice (Kattowitz) ging es um das Kleingedruckte zur konkreten Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dabei standen die Verhandler wegen neuer eindringlicher Warnungen aus der Wissenschaft unter besonderem Handlungsdruck. Nach mehrmaliger Verlängerung der Verhandlungen erzielten die fast 200 Teilnehmerstaaten schließlich folgende Einigungen:

1,5-GRAD-BERICHT - Konsequenzen aus dem Weckruf der Wissenschaft:

Die Verhandlungen standen unter dem Eindruck des alarmierenden 1,5-Grad-Berichts, den der Weltklimarat IPCC Anfang Oktober veröffentlicht hatte. Demnach drohen bei einer Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau verheerende Folgen.

Neben Umweltschützern drangen in Katowice vor allem die vom Klimawandel besonders bedrohten Inselstaaten darauf, den IPCC-Bericht zu "begrüßen" und ihn damit zur Handlungsgrundlage der internationalen Klimapolitik zu machen. Insbesondere die USA und Saudi-Arabien wollten den 1,5-Grad-Bericht aber lediglich "zur Kenntnis" nehmen.

Der Kompromiss im Beschlusstext lautet nun, dass die Konferenz den wissenschaftlichen Input des IPCC "anerkennt", dem Weltklimarat "Wertschätzung und Dankbarkeit" für den Sonderbericht ausspricht und dazu "einlädt", den Bericht bei den Klimaverhandlungen zu "nutzen".

NATIONALE KLIMASCHUTZZUSAGEN - Kein allgemeines Bekenntnis zu mehr Ehrgeiz:

Im Zusammenhang mit der 1,5-Grad-Debatte wurden auch die Forderungen lauter, die nationalen Klimaschutzziele schneller nachzubessern. Mehr als 160 Länder haben solche Ziele bereits formuliert. Sie können an ihnen festhalten oder nachbessern, wenn 2020 alle Staaten nationale Klimaschutzziele vorlegen müssen.

Zur Nachbesserung hatte sich die sogenannte "High Ambition Coalition" aus Vertretern verschiedener Industrie- und Entwicklungsländer, darunter Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und ihre deutsche Kollegin Svenja Schulze, am Mittwoch bekannt. Im Abschlusstext der Konferenz ist aber keine solche Zusage von allen enthalten. Er betont lediglich "die Dringlichkeit von höherer Ambition".

FINANZHILFEN - Ein bisschen mehr Planungssicherheit:

Im Pariser Abkommen wurde vereinbart, dass die Industrieländer die Entwicklungsländer bei der Verringerung ihrer Emissionen und der Anpassung an den Klimawandel finanziell unterstützen. Im Regelbuch wurde nun festgeschrieben, dass diese Hilfen für die Empfänger "vorhersehbar" sein müssen und die Industrieländer ab 2020 alle zwei Jahre über Umfang und Art ihrer Finanzhilfen Bericht erstatten.

Die Entwicklungsländer hatten sich von Katowice überdies Klarstellungen versprochen, wie die Industriestaaten ihre Zusage einlösen wollen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung bereitzustellen. Bis auf Deutschlands Ankündigung, seinen Beitrag für den Grünen Klimafonds auf 1,5 Milliarden Euro zu verdoppeln, brachte Kattowitz aber keine größeren neuen Zusagen.

VERLUSTE UND SCHÄDEN - Hilfe für die Opfer der Erderwärmung:

Der Umgang mit dem Thema hatte am Ende der Konferenz für Empörung gesorgt. Im Text zur globalen Bestandsaufnahme der nationalen Klimaschutzmaßnahmen, die ab 2023 alle fünf Jahre stattfinden soll, war der Umgang mit den klimabedingten Verlusten und Schäden in den Entwicklungsländern in eine Fußnote gerutscht. Nun enthält der Fließtext den Aufruf, sich um das Thema zu kümmern.

Wie die Finanzierung sichergestellt werden soll, wurde trotz des Drängens der ärmsten Länder allerdings nicht geklärt.

MARKTMECHANISMEN - Klimaschutz als Geschäft:

Bis zuletzt gestritten wurde über den sogenannten Artikel 6. Dabei geht es um Marktmechanismen für den Klimaschutz wie bestehenden Emissionshandelssysteme und die sogenannten CDM-Projekte. Dabei finanzieren reiche Industrieländer in Schwellen-und Entwicklungsländern Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen wie etwa Aufforstungsprojekte, um ihre Klimabilanz zu verbessern.

Brasilien beharrte in Katowice wegen finanzieller Eigeninteressen darauf, diese CDM-Projekte unter dem Paris-Abkommen vollständig weiter laufen zu lassen. Dies hätte allerdings Schlupflöcher bei den Klimaschutzverpflichtungen geöffnet und die Gefahr von Mehrfachzählungen von ein und dem selben Klimaschutzbeitrag geborgen. Am Ende wurde der Streit auf die nächste UNO-Klimakonferenz vertagt.

(APA/AFP)

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Kommentare

Die Kosten des Klimawandels sind immer hoch

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