Marcel Hirscher fährt befreiter und schneller denn je, in Alta Badia fixierte er seinen besten Karrieresaisonstart.
Alta Badia. Schon durch seine Knöchelverletzung im August 2017 haben sich bei Marcel Hirscher die Parameter verändert, die Geburt seines Sohnes hat die Prioritäten heuer noch einmal gewaltig verschoben. Im Gegensatz zu früher fahre er jetzt befreiter und mit „mehr Risiko und Spaß. Es geht darum, was man beim Skifahren für eine Message rüberbringt“, will er sogar Anleihen bei Ex-US-Star Bode Miller nehmen.
Er versuche immer, das Maximum rauszuholen, gestand der Salzburger, 29, nach seinem sechsten Alta-Badia-Sieg in Folge. Es war ein Triumph, lag er doch am Ende nicht weniger als 2,53 Sekunden vor dem Zweiten, Thomas Fanara aus Frankreich. Das sind bereits mehr als nur Welten im Skisport. Der große Vorsprung habe ihn sogar selbst überrascht. So sehr, dass er nachher von einem der besten Rennen in seiner Karriere sprach. „Es wird vielleicht ein Rennen sein, das ich mir öfter anschaue als manch taktisches Rennen. Ich glaube, es ist ein Rennen, auf das ich in fünf Jahren einmal zurückschauen und mir denken werde, Habidere!“
Und die WM kommt auch noch
Letztlich dürfte die Machtdemonstration von Alta Badia bezeichnend für die neue Herangehensweise gewesen sein. Es geht nicht mehr nur um Punkte, Hirscher will gewinnen. 61 Weltcupsiege stehen zu Buche, 30 im RTL – und sein Hunger scheint nicht gestillt. Drei Siege und ein zweiter Platz – noch nie ist er nach vier Rennen so gut in eine Saison gestartet. Ob dieser Auftritte geriet beinahe in Vergessenheit, dass 2019 auch noch eine WM in Åre ansteht.
Hirschers Dominanz im Riesentorlauf, vor allem auf bestimmten Hängen, hinterlässt nur noch staunende Blicke. 18 Rennen nacheinander stand der Salzburger auf dem Podest. „Im Riesentorlauf haben wir eine Zweiklassengesellschaft. Da gibt es Marcel und dann den Rest der Welt, so, wie es ausschaut“, sagte Rennsportleiter Andreas Puelacher.
Countdown für Saalbach
Trotz Hirscher und Manuel Feller hat sich jedoch der Riesentorlauf bisher in dieser Saison als schwächste Disziplin der Österreicher erwiesen. „Wir haben es uns leichter vorgestellt, dass die Verletzten zurückkommen“, verwies Puelacher besonders auf Roland Leitinger, Philipp Schörghofer und Stefan Brennsteiner, die alle wegen Knieverletzungen länger ausgefallen waren.
Schon am Mittwoch wartet in Saalbach-Hinterglemm der nächste Spezialriesentorlauf – und damit die nächste Chance, um beim Trainerchef Eindruck zu hinterlassen. Denn: Es geht in dieser Saison nicht nur um Punkte und Kristall, sondern Edelmetall. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2018)