Fintech-Debakel sorgt für Nachspiel bei der Post

Der Deal ist geplatzt, und die Post hat einen zweifachen Schaden.
Der Deal ist geplatzt, und die Post hat einen zweifachen Schaden.(c) Clemens Fabry
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Am Montag befasste sich der Aufsichtsrat der Post mit der geplatzten Kooperation des teilstaatlichen Unternehmens mit der deutschen Fintech Group. Der Buchverlust aus der Transaktion stieg zuletzt weiter an.

Wien. Es dürfte eine ganze Reihe von unangenehmen Fragen gewesen sein, die der Vorstand der teilstaatlichen Post am Montagnachmittag beantworten musste. Denn da befasste sich der Aufsichtsrat des Unternehmens in einer eilig einberufenen Sitzung mit den Hintergründen der kürzlich geplatzten Kooperation mit der deutschen Fintech-Group. Im Vorfeld wurde auch ein „Köpferollen“ dabei nicht ausgeschlossen.

Anlassfall ist wie berichtet das Scheitern des Bank-Joint-Ventures von Post und Fintech Group. Erst Mitte September wurde die geplante Zusammenarbeit bekannt gegeben, nachdem die Post monatelang ergebnislos nach einem etablierten Bankpartner gesucht hatte. Das war notwendig geworden, da die Bawag im Rahmen ihres Börsengangs im Vorjahr erklärte, die seit Langem bestehende Kooperation mit der Post auflösen zu wollen. In jüngster Zeit soll die Chemie zwischen den beiden Unternehmen nicht mehr gestimmt haben. Nachdem die geplante Lösung mit den Volksbanken jedoch am Widerstand innerhalb der Bank gescheitert war und ausländische Interessenten zu wenig Lust auf den übersättigten heimischen Bankenmarkt gehabt hatten, suchte die Post ihr Heil in der Kooperation mit der Fintech Group. Das auf Netbanking spezialisierte Unternehmen sollte den technologischen und banktechnischen Hintergrund für das gemeinsame Joint Venture liefern, die Post das Filialsystem.

Noch Mitte November erklärte Post-Chef Georg Pölzl, dass es sich zwar um einen mühsamen Prozess handle, Scheitern für ihn aber keine Option sei. Weniger als zwei Wochen später musste die Post jedoch bekannt geben, dass sie eben doch gescheitert war. Über die Gründe darüber war eigentlich Stillschweigen vereinbart worden, dennoch meldeten sich in der Folge Firmenvertreter zu Wort. Laut Fintech hätte sich die Erteilung der heimischen Bankkonzession verzögert, und die Österreicher hätten einen Start mit der deutschen Konzession von Fintech abgelehnt. Eine Darstellung, die bei der Post scharf zurückgewiesen wird. Vielmehr soll die Überweisung der ersten Tranche der Kapitaleinlage für das Joint Venture in Höhe von 50 Mio. Euro durch Fintech ausgeblieben sein.

Buchverlust von fast 15 Mio.

Der Deal ist jedenfalls geplatzt, und die Post hat einen zweifachen Schaden. So muss sie neuerlich – unter noch größerem Druck – einen Bankpartner finden. Denn die Kooperation mit der Bawag wird in jedem Fall per Ende 2019 eingestellt werden. Will die Post weiterhin erfolgreich Finanzdienstleistungen anbieten, darf sich da wohl keine zu große Lücke auftun. Darüber hinaus könnte das teilstaatliche Unternehmen bei der ganzen Sache auch einen zweistelligen Millionenbetrag verlieren.
Denn Teil der Vereinbarung war, dass die Post sich per Kapitalerhöhung mit 35 Mio. Euro an der Fintech Group beteiligt. Diese Aktien sind für die Post nun ein sinnloses Investment geworden. Und nicht nur das: Da die Papiere bei einem Kurs von 28,50 Euro gezeichnet wurden, der Kurs inzwischen aber auf rund 16,50 Euro gefallen ist, hat die Post auch einen Buchverlust von fast 15 Mio. Euro erlitten.

Über all das wollte der Aufsichtsrat am Montag Rede und Antwort haben. Neben Post-Chef Pölzl stand dabei auch Vorstand Walter Hitziger im Schussfeld der Kritik. Er ist für Filialen – und somit auch für die Finanzdienstleistungen – verantwortlich. Und anders als bei Pölzl, dessen Vertrag erst unlängst um drei Jahre verlängert worden ist, läuft Hitzigers Vertrag per Ende 2019 aus. Es gäbe dabei zwar eine Option für weitere zwei Jahre. Ob die nun gezogen wird, ist aber fraglich. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2018)

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