Europas Plastikverbot: Große Geste, kleine Wirkung

Plastikmüll am Strand
Plastikmüll am StrandAPA/AFP/JOSEPH EID
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Die EU verbietet Einwegplastik, um die Meere zu schonen. Das klingt zwar gut, ändert am globalen Plastikproblem aber wenig.

Die Welt ist aus Plastik gebaut. Das ist praktisch, billig – und wird langsam aber sicher zum Problem. Seit Beginn der Blüte des Kunststoffzeitalters haben die Menschen über sechs Milliarden Tonnen Plastikmüll angehäuft. Nur ein Bruchteil davon wurde recycelt oder verbrannt. Der Rest landete auf Deponien, in Wäldern und Ozeanen oder als Mikroplastik in unseren Körpern. Damit soll nun Schluss sein, verkündete Brüssel am Mittwoch: Strohhalme, Wattestäbchen, Teller, Besteck und Luftballonstäbe aus Plastik sollen künftig in der EU verboten sein. Die Recyclingquote bei Plastikflaschen wird bis 2029 auf 90 Prozent erhöht. Die Hersteller sollen für die Sammlung und Verwertung des Plastikmülls zahlen. „Nach 12,5 Stunden Verhandlungen haben wir eine vorläufige Einigung erzielt“, meldete die österreichische EU-Ratspräsidentschaft via Twitter. „Die neuen Regeln werden Meeresmüll wesentlich reduzieren!“ Und spätestens hier fängt das Problem an.

Denn so störend all die Plastikbecher und Plastiksackerl im Mittelmeer auch sein mögen, der Großteil der 10 Millionen Tonnen an Plastikmüll, die jährlich in den Ozeanen landen, stammt nicht aus dem sauberen Europa.

Plastik im Meer

Nur zehn Flüsse sind für neunzig Prozent der weltweiten Verschmutzung der Meere verantwortlich, so das Ergebnis einer Studie des deutschen Helmholtz Zentrums für Gesundheit und Umwelt. Keiner davon liegt in Europa. Acht fließen in Asien, zwei in Afrika, wo gut funktionierende Recyclingsysteme fehlen. Der Jangtse in China alleine befördert Jahr um Jahr 1,5 Millionen Tonnen Plastik ins Meer.

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