„Es ist mir rätselhaft, wie wir bei so einer hoffnungslosen Regierung nicht haushoch in Führung liegen“, sagt ein prominenter Anhänger der britischen Oppositionspartei. Sie zahlt den Preis für ihr taktisches Brexit-Spiel.
London. Hat er oder hat er nicht? In der besonders heftigen letzten Fragestunde des britischen Unterhauses vor Weihnachten murmelte Labour-Führer Jeremy Corbyn in Richtung von Premierministerin Theresa May etwas, das empörte Konservative und hämische Kommentatoren als „dumme Frau“ verstanden. Der Oppositionschef aber dementierte: Stunden nach dem Vorfall sah er sich zu einer Erklärung gezwungen, wonach er „dumme Leute“ gesagt habe und zudem „jede Art sexistischer und frauenfeindlicher Sprache ablehne“.
Corbyn hoffte damit auf ein rasches Ende der Geschichte. In Wahrheit warf die Episode einmal mehr ein Licht auf die Versäumnisse der führenden Oppositionspartei
Erst zu Wochenbeginn stellte Labour einen Misstrauensantrag gegen May, der politisch zum Rohrkrepierer wurde, schreckte Corbyn doch davor zurück, mit einem bindenden Votum über die gesamte Regierung den Kampf um die Macht zu eröffnen. Die konservative Abgeordnete Anna Soubry spottete zuletzt: „Es scheint, die einzige Partei, die sich weiterhin May an der Spitze wünscht, ist Labour.“