Sonderermittler als Papst-Präsent

Bischofstrio: Erzbischof Lackner (l.) prüft auf päpstliche Anordnung Aktivitäten von Bischof Schwarz (r.), worüber sich Kardinal Schönborn erfreut zeigt.
Bischofstrio: Erzbischof Lackner (l.) prüft auf päpstliche Anordnung Aktivitäten von Bischof Schwarz (r.), worüber sich Kardinal Schönborn erfreut zeigt. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Salzburgs Erzbischof Lackner prüft als Apostolischer Visitator ab Mitte Jänner Vorgänge in der Diözese Gurk-Klagenfurt unter Bischof Alois Schwarz.

Wien. „Fall Schwarz: Rom überlegt, Sonderermittler nach Kärnten zu senden.“ Ein Exklusivbericht mit diesem Titel war seit Mittwochnachmittag auf diepresse.com zu lesen. Keine 24 Stunden später dann die offizielle Entscheidung: Rom sendet einen Sonderermittler nach Kärnten. Der Mann, der schwere Vorwürfe in Österreichs südlichster Diözese prüfen soll, heißt Franz Lackner.

Ermittlungsgegenstand ist die 17-jährige, teilweise heftig kritisierte Amtszeit von Bischof Alois Schwarz in Kärnten, eher er vor einem halben Jahr – wie üblich ohne öffentliche Nennung von Gründen – nach St. Pölten versetzt wurde. Franz Lackner ist kein Unbekannter: Der gebürtige Steirer amtiert seit fast fünf Jahren als Erzbischof von Salzburg – und als (neben Kardinal Christoph Schönborn) zweiter Metropolit Österreichs. Zuständig ist er so auch für die Diözese Gurk-Klagenfurt.

Lackner selbst meinte zu seiner Ernennung, ihm gehe es um eine „transparente Klärung“. Im Zentrum stehen „die Sorge für den Glauben des Volkes Gottes und die Wiederherstellung des Vertrauens in seine Hirten“. „Eine Unruhe, die die Diözese Gurk-Klagenfurt seit Jahren erfasst hat, ist mit der Sedisvakanz aufgebrochen“, gab Lackner laut katholischer Presseagentur am Donnerstag in einer Erklärung der Erzdiözese Salzburg bekannt.

Der Dienst beginne Mitte Jänner und endet mit einem Bericht an den Vatikan. Lackner, der seine Erzdiözese gleichzeitig weiter leiten wird, bat in Kärnten gleichzeitig um „offene Kooperation und sachliche Ehrlichkeit“.

Kardinal Schönborn begrüßte als Vorsitzender der Bischofskonferenz die angeordnete Visitation. Er sei dankbar, dass Rom so rasch, so der Kardinal wörtlich, und klar eine Entscheidung getroffen habe. Wenn gegen einen Bischof Vorwürfe vorliegen, sei der Vatikan die zuständige Instanz, um dies zu prüfen. Erzbischof Lackner sei zudem von Rom „trefflich gewählt“. Lackner werde sicher ein gutes Team zusammenstellen, „viel zuhören, hinschauen, sich ein Urteil bilden und dann nach Rom berichten“, meinte Schönborn.

Auch die betroffene Diözese Gurk-Klagenfurt reagierte erfreut über die Entwicklung. Deren Administrator, Engelbert Guggenberger, begrüßte im Namen des Domkapitels den Schritt „ausdrücklich und vorbehaltlos“. Es werde eine Bestandsaufnahme der Situation in Diözese und Bistum sowie der im Zuge der Prüfung des Bischöflichen Mensalgutes erhobenen Daten geben. Die Unterlagen im Zusammenhang mit der Prüfung, die ja erst Anfang der Woche gegen den Willen des Vatikans publiziert wurden, seien bereits nach Rom übermittelt worden.

Wegen Zölibat „erpressbar“

Letzter Auslöser dieser nicht unspektakulären Visitation war eine Erklärung der acht Mitglieder des Domkapitels in Gurk-Klagenfurt. Darin erhoben sie auch schwere Vorwürfe bezüglich der „Amts- und Lebensführung“ ihres nunmehrigen Ex-Bischofs Alois Schwarz. Sie kritisierten „fragwürdige Personalentscheidungen“ und sprachen von einem „System Bischof Schwarz“, dem man wider besseres Wissen in den vergangenen zehn Jahren keinen Einhalt habe gebieten können. Zudem habe die „Beziehung des Bischofs“ zur früheren Leiterin des Bildungshauses St. Georgen bis heute für „Gerede, Gerüchte und Spekulationen“ gesorgt. Und wörtlich weiter: „Aufgrund seiner Lebensführung war der Bischof in seiner Amtsführung immer mehr beeinträchtigt, weil er für Priester im Zusammenhang mit der Zölibatsverpflichtung erpressbar war.“ Diözesanadministrator Guggenberger erklärte, zahlreiche Menschen hätten ihrem Unmut Ausdruck verliehen und mangelnde Transparenz in der Kirche sowie einen „Rückfall in überwunden geglaubte Verhaltensmuster aus der Zeit der Affäre rund um Kardinal Hans Hermann Groër (Vorwurf des Übergriffs auf Zöglinge, Anm.) moniert“. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2018)

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