„Medea“ zwischen Tragödie und Telenovela

Viel Applaus für eine packende „Medea“ von heute mit einem tollen Ensemble: Falk Rockstroh, Irina Sulaver, Wenzel Witura, Quentin Retzl, Caroline Peters (!), Steven Scharf, Mavie Hörbiger, Christoph Luser (v. l. n. r.).
Viel Applaus für eine packende „Medea“ von heute mit einem tollen Ensemble: Falk Rockstroh, Irina Sulaver, Wenzel Witura, Quentin Retzl, Caroline Peters (!), Steven Scharf, Mavie Hörbiger, Christoph Luser (v. l. n. r.).(c) imago/SKATA (imago stock&people)
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Von Euripides ist bei Simon Stones Inszenierung nicht viel übrig geblieben. Caroline Peters begeistert als Mensch auf dem schmalen Grat zwischen Wut und Wahn. Auch das übrige Ensemble beeindruckt: gut besetzt, gut geführt.

So ein Mann, so ein Mann, zieht mich unwahrscheinlich an, dieser Wuchs, diese Kraft, weckt in mir die Leidenschaft“, trällerte in den Siebzigern, von Gender-Debatte und #MeToo unbeleckt, Margot Werner, eine Art Vorläuferin von Helene Fischer. „Vom ,Ich dich auch‘ zum ,Du mich auch‘“ lautet ein Kalauer über die Liebe, die Spanne zwischen diesen beiden Polen kann kurz, aber auch quälend lang sein. In Simon Stones „Medea“ nach Euripides, seit Donnerstagabend im Burgtheater zu sehen, steckt ein wenig von allem, der gefährliche Frohsinn der Eroberung, Euphorie, Klammern, Wut und die finale Katastrophe.

Einen Kriminalfall in den USA – eine Frau versuchte ihren Mann, der sie verlassen wollte, zu vergiften und fackelte schließlich das Haus und zwei Kinder ab – wählte Stone als Basis für seine Kreation. Sie war schon an mehreren Orten zu sehen, die deutschsprachige Erstaufführung gibt es nun in Wien. Theaterbudgets schrumpfen, von einem Der-Not-Gehorchen kann aber fürs Erste anscheinend nicht die Rede sein. Die Produktion im weißen Kubus strahlt Luxus aus, ästhetisch und spielerisch.

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