Kirche und Politik in Österreich: Der Einfluss der Konservativen hat abgenommen, jener der „Caritas-Fraktion“ zugenommen.
Abtreibung und Ehe für alle. Heute Realität. In den 1950er-Jahren undenkbar. Anhand dieser beiden Themen lässt sich der Paradigmenwechsel im Verhältnis von Kirche, Staat und Gesellschaft ganz gut festmachen. Die Zeit, als die Kirche noch maßgeblichen Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik hatte, sind vorbei. Das betrifft vor allem den konservativen Flügel, aber auch der heute schon beinahe als Linkskatholik verklärte frühere Wiener Erzbischof Franz König hatte sich gegen die von der Regierung Kreisky geplante und dann auch durchgeführte Fristenlösung mit aller Kraft zur Wehr gesetzt.
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, hat die Kirche ja nie so wirklich ernst genommen. Eine Jahrhunderte währende Allianz von Thron und Altar hat das katholische Österreich geprägt, auch in der Republik, vor allem in der Ersten, spielte der Katholizismus eine tragende Rolle. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts galten reaktionärere Kirchenvertreter wie Bischof Kurt Krenn dann mehr oder weniger nur noch als eine Art Faktotum ohne realen politischen oder gesellschaftlichen Einfluss. Auch Klaus Küng spielte bis Kurzem in dieser Liga.