Das Verhältnis von Christentum und Kapitalismus ist seit jeher ambivalent. So bekennt sich die Kirche zwar zur Marktwirtschaft, hat dabei aber vor allem Sorge um die Verlierer im System.
Diese Wirtschaft tötet“: Es ist nur ein Satz aus der knapp 200-seitigen Enzyklika von Papst Franziskus, „Evangelii gaudium“ („Freude des Evangeliums“), die 2013 veröffentlicht worden ist. Doch es ist vor allem dieser Satz, der für große öffentliche Aufregung sorgt. Beschäftigt man sich näher mit Franziskus' Ausführungen, zeigt sich ein differenziertes, gleichzeitig aber auch widersprüchliches Bild. Ein Bild, das stellvertretend für das zwiespältige Verhältnis von Kirche und Kapital steht.
So lobt Franziskus einerseits die Unternehmer, die eine „edle Arbeit“ erfüllen, weil sie die Güter mehren und so für alle verfügbarer machen. Auch Privateigentum sei notwendig, weil nur so Produktionsmittel gut gehütet würden. Gleichzeitig kritisiert der Papst aber, dass in der Marktwirtschaft konstant nach höherer Produktivität und Effizienz getrachtet wird. Es sei „Gift“, wenn diesem Streben Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Zudem sei auch die „Ungleichverteilung der Einkünfte die Wurzel des sozialen Übels“.