Die Welt ist nicht heil, aber heil-bar

Viktor Frankl bei einem Vortrag =
Viktor Frankl bei einem Vortrag =(c) Viktor Frankl Archiv / Imagno / picturedesk
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Der Psychiater Viktor Frankl beschwört immer Versöhnung. Er überlebt drei Konzentrationslager. Gibt aber nie auf, lässt sich seine innere Freiheit und Würde nicht nehmen und sagt auf der Suche nach dem Sinn des Lebens trotz allem Ja.

Wenige Tage vor Weihnachten erhält der KZ-Häftling mit der Nummer 119 104 von einer Baufirma zwei „Prämienscheine“. Als Anerkennung dafür, dass er ganz allein einen Tunnel für Wasserleitungsrohre gegraben hat. Viktor Frankl tauscht die Scheine gegen zwölf Zigaretten ein. Zwölf Zigaretten bedeuten zwölf Suppen – und zwölf Suppen bedeuten die Rettung vor dem Hungertod. Manchmal nur für zwei Wochen.

Jene, die im KZ aufgegeben haben, genießen die Zigaretten und ihre letzten Lebenstage, bevor sie an Resignation sterben. Viktor Frankl gibt nicht auf. Er distanziert sich innerlich vom Grauen, lässt sich seine Würde nicht nehmen. Er glaubt auch unter den inhumansten Bedingungen an den Leitsatz „Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, dann muss auch Leiden einen Sinn haben“ und versucht, seine traumatischen Erfahrungen zu einer Maxime des Lebens zu verarbeiten.

Frankl klammert sich im KZ an die Hoffnung auf Anständigkeit nach der Zeit in der Hölle. Er weiß, dass er das Erlebte nur verarbeiten kann, wenn er es nach außen verlagert, wenn es sein Seelenleben nicht mehr belastet. Und er hofft, nach dem KZ in einem „großen, schönen, warmen und hellen Saal“ einen Vortrag über die Chronologie des Schreckens halten zu können. Dieser Lichtblick hält ihn von der Selbsttötung ab, davor, wie andere in den mit bis zu 2000 Volt unter Strom gesetzten Stacheldraht zu laufen.

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