Erdogan will Syrien-Politik mit Trump und Putin abstimmen

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Die Türkei sucht den Schulterschluss mit den USA sowie Russland und bereitet gleichzeitig eine Offensive gegen Kurden-Milizen in Nordsyrien vor.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte während der Weihnachtsfeiertage an, er wolle sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Zudem erklärte das Präsidialamt in Ankara, US-Präsident Donald Trump sei zu einem Staatsbesuch eingeladen worden. Bei den geplanten Begegnungen soll es nach türkischen Angaben um die Neugestaltung Nordsyriens nach dem angekündigten Abzug der US-Truppen gehen. Der türkische Außenminister Mevlut Cavusolgu kündigte an, der Einmarsch in die Kurden-Gebiete östlich des Flusses Euphrat stehe unmittelbar bevor.

Sowohl Trump als auch Putin reagierten zunächst verhalten auf Erdogans Wunsch, sich mit ihnen zu treffen. Trumps Sprecher Hogan Gidley erklärte, der US-Präsident stehe einem Besuch offen gegenüber, es gebe allerdings noch keine konkrete Pläne. Putin ließ über einen Sprecher mitteilen, es gebe keine vordringlichen Pläne, Erdogan zu treffen. CNN Turk berichtete, Außenminister Cavusolgu werde in den kommenden Tagen nach Russland reisen, um über Syrien zu sprechen. Erdogan und Trump sprachen sich nach türkischen Angaben bei einem Telefonat dafür aus, das Entstehen eines Machtvakuums in Syrien zu verhindern.

Türkei sieht Verbündete der PKK

Durch den Rückzug der USA aus Syrien sieht die Türkei die Chance gekommen, gegen kurdische Milizen im Grenzgebiet zur Türkei vorzugehen. Diese Milizen waren bislang der wichtigste Verbündete der USA bei Bodenkämpfen gegen die Extremistengruppe Islamischer Staat. Das in Nordsyrien engagierte türkische Militär hat bislang Offensiven gegen die kurdischen Milizen gescheut, um kein direktes Aufeinandertreffen türkischer und amerikanischer Soldaten zu riskieren. Die Türkei will die Kurden in Nordsyrien zurückdrängen, da sie in ihnen Verbündete der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK sieht. Die PKK kämpft in der Türkei für mehr Autonomie der kurdischen Gebiete.

Der türkische Außenminister Cavusoglu hat nach einem Bericht der Zeitung "Hurriyet" erklärt, türkische Truppen würden sobald wie möglich den Fluss Euphrat in östlicher Richtung überschreiten. Die Gegend östlich des Euphrat galt bislang als kurdisches Einflussgebiet unter Billigung der Amerikaner.

Auch westlich des Euphrat drohen militärische Auseinandersetzungen. Dabei geht es um die Kurden-Hochburg Manbidsch. Bereits im Juni hatten sich die Regierungen in Washington und Ankara darauf verständigt, dass die Kurden-Miliz YPG aus der Stadt abziehen soll. Nachdem am Montag die von der Türkei unterstützte Rebellengruppe Nationale Armee ihre Präsenz im Raum Manbidsch verstärkt hatte, teilten die YPG-Milizen am Dienstag mit, syrische Truppen würden mit Unterstützung Russlands in dem Raum Manbidsch verlegt.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad lehnt die türkische Intervention im Norden seines Landes als Verletzung der Souveränität ab. "Die Schlacht wird bald beginnen", sagte der Sprecher der Nationalen Armee, Jussef Hamud. "Was wir jetzt an der Front beobachten können ist die Verstärkung aller Kräfte, um die volle Einsatzbereitschaft für die Schlacht herzustellen", sagte Hamud. 

(Reuters)

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